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Medien: Menschwerdung

Nach harter Kritik an der Premierenshow kommt Harald Schmidt von heute an zwei Mal die Woche

Von Barbara Nolte

Premiere war ja schon, am 23. Dezember. Bei der Premiere, so heißt das doch in Arbeitszeugnissen, blieb Harald Schmidt unter seinen Möglichkeiten. Der Zwang zu überraschen, unter dem er stand, kulminierte in diesem bescheuerten Vollbart, dessen einziger Zweck es war, dass Journalisten über ihn schrieben. Nach der Premiere würde er abkommen, das war klar und passierte dann ja auch. Schmidt hatte in der Show sogar noch Witze über seinen Bart gemacht. Hätte man nicht gedacht, dass er in die einfachste Schublade der Selbstironie greift, zum Kostümfest-Humor: Seht her, wie ich aussehe.

Schmidts Premierensendung bekam viel Kritik ab, sie war gewissermaßen seine Menschwerdung. Im Jahr zuvor war ihm in Steigerung zu „Kaiser“ Franz und „King“ Elvis Presley der Titel „Gott“ angeheftet worden. Seit dem 23.12.2004 ist Harald Schmidt wieder als deutscher Fernsehmoderator zu betrachten. Das ist eigentlich eine gute Arbeitsgrundlage.

Trotzdem wird alles, was er tut, noch immer interpretiert: Zwei Interviews hat er in der Zwischenzeit gegeben. Eines der „Welt am Sonntag“, das andere dem „Focus“. Für den „Focus“ schreibt er zwar seit Jahren eine Kolumne, doch das hatte ihn in der Vergangenheit auch nie davon abgehalten, für Interviews „Spiegel“ und „Süddeutsche“ vorzuziehen. Gibt Schmidt die Intellektuellen auf? Sucht er die Masse? In der „Welt am Sonntag“ musste er die Frage beantworten, ob er, „apropos“, den neuen Porno mit Paris Hilton schon gesehen hat. Das hat er nun davon.

Heute Abend beginnt für Schmidt wieder der geregelte Dienst: um 23 Uhr, in der ARD. Er kommt jetzt immer mittwochs und donnerstags. Das Konzept bleibt puristisch. Nur Andrack wird neben ihm sitzen. Bei der Premiere war er die Schwachstelle. Schmidt tat einem kurz Leid, er kam immer mehr in Form, Andrack blieb erstarrt, das Paar erinnerte an Merkel und ihren ersten Generalsekretär Polenz. Ob es Andrack wie Polenz ergeht, der rasch ausgetauscht wurde?

Schmidt wird wieder das Tagesgeschehen kommentieren. Drei, vier lustige Passagen werden dabei sein, selbst bei der viel kritisierten Premiere war das so. Wenn man sich ansieht, was sonst im Fernsehen zurzeit läuft, ist das ziemlich viel.

Radio Eins vom RBB sendet immer donnerstags und freitags um 7 Uhr 50 ein „Best of Schmidt“.

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