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Medien: „Missy“ statt „Emma“

Ein neues Frauenmagazin zu Pop, Politik und Style

Wenn ein Frauenmagazin Kamasutra-Stellungen auf ihre erotische Effizienz hin testet, eine Anleitung zum Bart-Basteln bietet und verrät, auf welche Kriterien beim Vibrator-Kauf geachtet werden sollte, könnte man vermuten, dass Charlotte Roche dahintersteckt.

Auch wenn sich die „Feuchtgebiete“-Autorin über solche Servicetipps freuen dürfte, die Idee dazu kommt von Sonja Eismann, Chris Köver und Stefanie Lohaus. Die drei Frauen hatten die Nase voll von Zeitschriften, die über Cellulites schreiben und Leserinnen als Summe ihrer Problemzonen behandeln. Vor allem aber nervte es sie, dass Männer im Popkultur-Journalismus, dem sich auch „Intro“, „Spex“ oder „De:Bug“ widmen, viel präsenter sind als Frauen. Deshalb haben sie jetzt ihre eigene Zeitschrift gegründet: „Missy Magazine“ heißt sie und liegt seit Montag mit einer gedruckten Auflage von 15 000 Stück am Kiosk.

„Ein triumphales Gefühl“, sagt Sonja Eismann, 35, und eine der drei Chefredakteurinnen. 25 000 Euro Startkapital hatten das Team Anfang des Jahres bei einem Wettbewerb des Musik- und Videoportals Hobnox.tv gewonnen. Nun wollen sie mit einer „feministischen Haltung“ über Politik, Musik und Style berichten – was sich anstrengender anhört, als es sich liest: Artikel über lesbische Rapperinnen in Florida und Genitalverstümmelung in Burkina Faso, eine Modestrecke mit weiblichen „Nerds“ und Ratschläge von einer Kommunikationsberaterin gehören ebenso dazu, wie Sex-Tipps oder Musik-, Film- und Buchvorstellungen. Ob der Tenor „die bösen Jungs gegen uns arme Mädchen“ den „Missy“-Leserinnen wirklich Mut macht, für ihre Rechte zu kämpfen, ist jedoch fraglich. Immerhin: 250 Abos des Magazins, das vier Mal pro Jahr erscheint und 3,80 Euros kostet, sind schon jetzt verkauft. Und wenn schon nicht als Autorin, ist Charlotte Roche vielleicht ja als Leserin dabei. Sonja Pohlmann

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