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Medien: Moby Dick trifft Queen Elisabeth

Redselige Gesellschaften haben irgendwann ein existenzielles Problem. Der Stoff für neue Unterhaltungen geht ihnen aus.

Redselige Gesellschaften haben irgendwann ein existenzielles Problem. Der Stoff für neue Unterhaltungen geht ihnen aus. Um das soziale Palaver weiter in Gang zu halten, sind erfinderische Köpfe gefragt. Wir dürfen uns Autor Michael Schulte als so einen Erfinder vorstellen. „Der liebste Ort“ heißt sein amüsant-informatives Feature, das uns mit einer kleinen Kulturgeschichte des Klos überrascht. Der Lokus, der Abtritt, das WC. Alles Wissenswerte aus Geschichte und Gegenwart über einen bis dato verschwiegenen Ort (Kulturradio, 30. November, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Der Nachbar ist eine zentrale Größe in unserem sozialen Erfahrungshaushalt. Manchmal hören wir jahrelang nur sein anonymes Rumoren hinter der Wand. Dann wieder sind wir aufs Dickste mit ihm befreundet. Oder wir führen erbitterte Gerichtsprozesse gegen ihn. In ihrem Feature „Nachbarn“ hat Uta Rüenauver das Wesen der Nachbarschaft zu ergründen versucht. Nachbarn als Angstgegner oder soziales Bollwerk, als Projektionsfiguren im Guten wie Bösen (Deutschlandradio Kultur, 3. Dezember, 18 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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Ihm sei nicht bekannt, schrieb Herman Melville 1850 an seinen Verleger, dass Walfangen je zuvor in der Literatur behandelt wurde. Wie passionierte Leser wissen, hat Melville gründlich für Abhilfe gesorgt. Sein „Moby Dick“ ist seit vielen Generationen eine Pflichtlektüre für Abenteuerlustige. Regisseur Klaus Buhlert hat die wilde Fabel fürs Hörspiel adaptiert und mit erstklassigen Schauspielern besetzt. Die Geschichte vom weißen Wal und seinen Jägern als radiophoner Genuss der besonderen Art (Deutschlandfunk, 3. Dezember, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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Sie gehört zu den eher düsteren Attraktionen Berlins. Die Straße, in der sich nachts Frauen feilbieten, die wie halbe Kinder aussehen. Oft haben die Drogen böse Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen. Feature-Autor Jens Jarisch erzählt vom Innenleben dieser nächtlichen Straße. Von Geschäften, die in Hinterhöfen abgewickelt werden. Von Frauen, die hier Geld für den nächsten Trip verdienen. Von Dealern und Polizisten. Eine labyrinthische, beunruhigende Welt. Das eben preisgekrönte Feature „Die K.“ beginnt in einem Kleinwagen, in dem eine Prostituierte ihrer Arbeit nachgeht (Kulturradio, 4. Dezember, 14 Uhr 04).

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Wenige Jahre vor seinem Tod schrieb Thomas Bernhard ein Stück mit dem Titel „Elisabeth II.“. Wer ein Königsdrama à la Shakespeare erwartete, sah sich enttäuscht. Die Queen ist bei Bernhard nur Staffage. Als Hauptfigur erleben wir den Wiener Waffenfabrikanten Herrenstein. Einer von diesen eloquenten Menschenhassern, die Bernhards literarisches Universum bevölkern. Herrenstein sitzt im Rollstuhl und räsoniert die Welt in Grund und Boden. Währendessen lädt sein ungeliebter Erbneffe große Teile der Wiener Gesellschaft in Herrensteins Wohnung ein. Weil man von dessen Balkon an der Ringstraße die vorbeiziehende Königin am besten beobachten kann. Aber weder Herrenstein noch sein Balkon sind in der Lage, eine solche Belastung auszuhalten (Deutschlandradio Kultur, 4. Dezember, 18 Uhr 30).

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