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Druck im Trend. Aus dem gleichnamigen Online-Netzwerk ist das Magazin „I like my style“ entstanden.

© Repro: TSP

Mode und Blogs: Das Flüchtige will Ewigkeit

"I like my style" ist das erste Print-Magazin eines sozialen Netzwerks. Galt Gedrucktes unter den Bloggern lange als uncool und veraltet, scheint die Szene neuerdings wieder festzustellen: Print wirkt.

Alle paar Tage testet Pia Chew, wie stylisch sie ist. Dafür stellt sich die junge Frau aus Singapur aber nicht etwa nur vor den eigenen Spiegel und begutachtet selbstkritisch ihr Outfit oder fragt ihre Freunde – sondern sie lädt ein Bild von sich ins Netz, um es von rund 15 000 Mitgliedern auf der Seite Ilikemystyle.net bewerten zu lassen. Ilikemystyle (übersetzt: Ich mag meinen Stil) ist ein soziales Netzwerk, das wie eine Mischung aus Youtube und Facebook funktioniert – jedoch die Eitelkeit des Netzes auf die Spitze treibt: Denn schon in sozialen Netzwerken geht es vor allem um Selbstdarstellung, doch Ilikemystyle dreht sich ausschließlich darum, wie die Mitglieder aussehen, wie sie sich kleiden, ob ihr Stil in oder out ist. Netzwerk-Mitglieder wie Pia Chew laden dazu Bilder von sich auf der Seite hoch, andere Nutzer können diese kommentieren und sich vom Stil inspirieren lassen.

Gegründet wurde Ilikemystyle im Dezember 2007 von dem Journalisten und Stil-Experten Adriano Sack. Jetzt hat er die Seite weiterentwickelt – nicht im Netz, sondern für die Generation Online eher ungewöhnlich: als Magazin. „I like my style“ heißt es und ist damit wohl nicht nur die erste Zeitschrift, die aus einem sozialen Netzwerk heraus entstanden ist, sondern gleichzeitig ein klares Bekenntnis zu Print. Galt Gedrucktes unter den Bloggern lange als uncool und veraltet, scheint die Szene neuerdings wieder festzustellen: Print wirkt.

Yvan Rodic veröffentlicht Bilder seines Blogs "Facehunter" als Buch.
Yvan Rodic veröffentlicht Bilder seines Blogs "Facehunter" als Buch.

© Repro: Tsp

Auch die Fashion-Blogger Scott Schuman und Yvan Rodic, bekannt als „The Sartorialist“ und „The Facehunter“, haben jetzt Bücher herausgebracht und zeigen darin eine Auswahl ihrer Bilder. Für ihre Blogs reisen Schuman und Rodic um die ganze Welt und fotografieren Menschen, die ihnen auf der Straße wegen ihres besonderen Stils auffallen. Die beiden Blogger haben damit einen Boom um den Streetstyle ausgelöst. Wurden Trends früher auf dem Laufsteg und von Magazinen wie „Vogue“ gesetzt, sind es heute eher die Trends, die zum Laufsteg vordringen, stellte die „New York Post“ mit Blick auf Rodics Arbeit fest. Aber nicht nur Schuman und Rodic, sondern auch Todd Selby, der auf seinem Wohn-Blog theselby.com zeigt, wie prominente Kreative leben, will ein Buch veröffentlichen. Online kann heute nun mal jeder – ein echtes Zeitdokument aber gehört gedruckt, scheinen sich die drei Blogger zu denken. Und mit den Internetseiten allein können die Macher ihren Lebensunterhalt nur schwer verdienen.

Das Magazin „I like my style“, das zum Preis von zwölf Euro an Bahnhofsbuchhandlungen und in Berlin beispielsweise in den Zeitschriftenläden wie Do you read me?! und Pro qm zu finden ist, soll künftig vierteljährlich herauskommen. Gerade ist die erste Ausgabe erschienen, die größtenteils durch Adidas und Mercedes-Benz finanziert wurde. Geschickt haben beide Unternehmen aber nicht einfach Anzeigen geschaltet, sondern die Produkte von den Nutzern selbst inszenieren lassen. Darauf beruht das Konzept von „I like my style“: Die Leser bestimmen den Inhalt – und gerade das macht das Magazin auch so spannend.

Denn Modemagazine mit durchgestylten und per Photoshop verschönerten Models liegen stapelweise am Kiosk. Die Fotos in „I like my style“ hingegen sind manchmal leicht verschwommen, etwas zu dunkel oder überbelichtet. „Eben so, wie wir die Augenblicke unsere Lebens heute oft festhalten, wenn wir mit unseren Handykameras Fotos machen und sie an unsere Freunde schicken“, sagt Sack, der zusammen mit Eva Munz Chefredakteur und Herausgeber von „I like my style“ ist. Während Schuman, Rodic und Selby fast nur Fotos zeigen, gibt es bei „I like my Style“ auch die Geschichten hinter den Bildern.

Sack selbst beschreibt beispielsweise, wie es zum Darth-Vader-Schmetterlings-Look bei einer Halloween-Party in New York kam, Stylist Haidee Findley-Levin berichtet über „Smarties“ in Südafrika. „Print stirbt sicher nicht aus, aber die Aufgaben verschieben sich“, sagt Sack. Magazine müssten so liebevoll und sorgfältig aufbereitet sein, dass sie im Vergleich zu den schnellebigen Inhalten im Netz etwas Besonderes, Dauerhaftes seien. Da bei „I like my style“ die Nutzer den Inhalt bestimmen, kann das Magazin nur so gut sein, wie sie selbst – aber zum Glück legen sie wie Pia Chew gerne Wert auf besondere Details.

www.ilikemystyle.net, www.thesartorialist.com; facehunter.blogspot.com, www.theselby.com

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