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Medien: Moderator dringend gesucht!

Günther Jauch will nicht zur ARD – und wünscht Frank Plasberg viel Glück. Außerdem im Rennen: Beckmann, Will, Slomka

Der Name, der in den Redaktionen der Republik seit der Eilmeldung der dpa gestern um 11 Uhr 09 am häufigsten fällt, lautet: Günther Jauch, natürlich. Keiner hatte damit gerechnet, dass der RTL- Quotenkönig freiwillig auf die Nachfolge von Sabine Christiansen verzichten würde – aus Angst vor zu viel politischer Deckelung, wie er sagt. Der Name, der am zweithäufigsten fällt, egal, mit wem man spricht: Frank Plasberg.

Der Moderator der angesehenen WDR-Talkshow „Hart, aber fair“ war schon 2006 im Gespräch gewesen. Für jene Fachleute, die sich schon immer mehr journalistische Schärfe im „Ersatzparlament“ der ARD gewünscht haben, ist der 49-Jährige auch heute noch der Wunschkandidat. „Plasberg ist ein sehr talentierter Mann mit einer prima Sendung“, meint etwa der frühere WDR-Intendant und „Bericht aus Bonn“-Moderator Friedrich Nowottny. Er sehe in den Reihen der ARD momentan „kein anderes Talent, das da rankommt“. Sollte Plasberg den Zuschlag erhalten, würde er sich wünschen, dass dieser nicht in das Format von Christiansens „Sitzveranstaltung“ gezwungen würde, sondern sein eigenes, stärker strukturiertes Format fortführen könne. Zu Jauchs Verzicht sagte Nowottny, dass er dessen Befürchtungen nachvollziehen könne: „Es gibt nichts Schlimmeres als die Versammlung der ARD-Chefredakteure, das weiß ich aus eigener Erfahrung.“ Frank Plasberg hat übrigens auch schon Interesse bekundet. Den „Lübecker Nachrichten“ sagte er, dass er selbstverständlich als Christiansen-Nachfolger zur Verfügung stünde, wenn er gefragt würde: „Es wäre ein großer Vertrauensbeweis.“ Auch hätte er kein Problem mit einer den ARD-Chefredakteuren unterstellten Sendung. „Ich war schließlich selbst mal stellvertretender Chefredakteur und habe volles Vertrauen in die Arbeit der Kollegen.“

Ein weiterer Mann aus den eigenen Reihen wäre Reinhold Beckmann, dessen Sendung montags um 22 Uhr 45 im Ersten zu den beliebtesten Talkshows zählt. Sein Name fällt vor allem in Kreisen des NDR, für den er „Beckmann“ moderiert. Was hilft: Der 50-Jährige versteht sich gut mit NDR-Intendant Jobst Plog, der mit Sicherheit auch in der zweiten Runde des Christiansen-Castings nicht die Zügel aus der Hand geben wird. Ein Sprecher sagte zu der Spekulation lediglich: „,Beckmann’ ist am Sonntag, nicht am Montag.“

Überhaupt der NDR. Intendant Plog sieht sich um seinen Jauch-Coup gebracht, und er sieht in der gewählten WDR-Chefin Monika Piel eine, wenn nicht die Hauptschuldige. Piel wollte, anders als Plog, dass der Journalist exklusiv für die ARD arbeitet. Die NDR-Spitze will jetzt nur noch das, was Fernsehdirektor Volker Herres formuliert: „Der für den Sendeplatz federführende NDR wird jetzt eine Alternative anbieten und ins Erste einbringen.“ Heißt: Der NDR nimmt die Sache in die Hand. Die anderen ARD-Anstalten sollen die Entscheidung nur mittragen, damit im Fall der Pleite es der NDR nicht alleine war.

Vergesst die Frauen nicht – sie haben gegenwärtig ausgezeichnete Chancen im deutschen Fernsehen. Beim ZDF kann man sich vorstellen, dass die Wahl auf „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will fällt. Die 40-Jährige ist deutlich jünger als ihre männlichen Konkurrenten und kann dennoch bereits einige Erfahrung im politischen Talkshowgewerbe vorweisen. Bereits Anfang der Neunziger Jahre moderierte Will die Sendung „Mal ehrlich“ beim Sender Freies Berlin (SFB). Bei „Das Ganze eine Rederei“, einer Talkshow über 30 Jahre Talkshow im deutschen Fernsehen Anfang 2003 im WDR, zeigte sie dann, dass sie auch die Metaebene beherrscht. Ach ja, Wills Arbeitgeber ist übrigens auch der NDR.

Falls eine externe Lösung bevorzugt würde, gäbe es auch beim ZDF eine Kandidatin. Marietta Slomka, 37 Jahre junge Moderatorin des „Heute-Journals“, fiel gerade erst wieder durch eine Sendung auf, in der sie ihr Gegenüber, wie man in den Medien so schön sagt, „grillte“: CSU-Landesgruppenchef Peter Ramsauer versuchte sich am Montag zum Thema „Stoiber und die schöne Landrätin“ in eiserner Antwortverweigerung. Slomka hakte nach, immer wieder – und zwar unerbittlich und freundlich.

Und die Amtsinhaberin? Ob sie sich nicht vorstellen könne weiterzumachen, wollten gestern sehr, sehr viele Journalisten vom Büro von Sabine Christiansen wissen. Die Antwort fiel in jedem Fall knapp aus: „Wir sind zwar überrascht über diese Nachricht“, so ihr Sprecher Michael Ortmanns, „aber uns betrifft das nicht.“ Im Juni solle nach zehn Jahren auf jeden Fall Schluss sein mit Christiansens Sendung: „Wir machen jeden Sonntag weiter mit Engagement und Spaß – aber wie vereinbart nur bis zum 24. Juni 2007.“

Bleibt zum Schluss die Frage, wen Jauch selbst gerne an seiner Stelle auf Christiansens Stuhl sehen würde. Frank Plasberg zufolge hat Günther Jauch ihn gestern angerufen und ihm seine Entscheidung mitgeteilt. Dann habe er ihm viel Glück gewünscht.

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