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Gar nicht hilfreich: Die „Iris“-App ist für einige Todesfälle rund um Studentin Anna (Hannah Hoekstra) verantwortlich. Foto: ZDF

© Ray van der Bas

Mord auf dem Second Screen: Killer-Applikation

Der niederländische Thriller „App“ verbindet erfolgreich Fernsehen und Smartphone. Mit der Logiklupe sollte man den Film aber nicht untersuchen.

Apps hier, Apps dort. Das mobile Internet, das die meisten Menschen in Form von Smartphones und Tablets ständig mit sich herumtragen, drängt derzeit mit Wucht ins Fernsehen. Einige Apps wie das „Quizduell“ haben mit ihrem Sprung ins TV so ihre Schwierigkeiten, auch wenn das Sender und Zuschauer gar nicht so tragisch finden. Doch es gibt Apps fürs Fernsehen, die alles andere als harmlos sind. Der niederländische Thriller „App“, den das ZDF an diesem Montagabend ausstrahlt, handelt von einem solchen Programm.

Für die gleichermaßen toughe wie lebenslustige Studentin Anne Rijnders (Hannah Hoekstra) beginnt der Ärger nach einer Tequilla-getränkten Party. Bei der App „Iris“, die sich seither auf ihrem Smartphone befindet, handelt es sich offenbar um einen digitalen Assistenten, der bei Bedarf Fragen beantwortet – beispielsweise nach dem Geburtsdatum von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse. Doch „Iris“ – in umgekehrter Richtung gelesen kommt übrigens ein tatsächlich existierendes Produkt vom iPhone-Erfinder Apple heraus – gibt sich mit dieser Aufgabe nicht zufrieden und drängt sich zusehends in Annas Leben. Ihre beste Freundin Sophie findet es gar nicht lustig, dass von Annas Handy ein kompromittierendes Video mit ihr verschickt wurde. Und Annas Philosophieprofessor entschließt sich sogar zum öffentlichen Selbstmord, nachdem ein ähnliches Video von ihm und einem Studenten veröffentlicht wurde. Alle Versuche Annas, das mordlustige Programm wieder loszuwerden, scheitern.

Zum Film wurde eine App entwickelt, die kostenlos zum Download angeboten wird (siehe Kasten). Sie enthält Angaben zu Handlung und Besetzung. Zugleich wird die App mit der Handlung des Films geschickt verwoben. Der Zuschauer bekommt auf dem Second Screen Zeitungsartikel, SMS-Dialoge oder abweichende Kameraeinstellungen eingeblendet. Dazu wird App vor Beginn des Films gestartet. Der Tonkanal enthält zusätzliche Signale, mit der die App über das Mikrofon des Handys ferngesteuert wird. Das ZDF-Werbemotto „Mit dem Zweiten sieht man besser“ erhält eine völlig neue Bedeutung, wenn auf einmal die Handyvideos, die Studenten vom Selbstmord ihres Professors gemacht haben, auf dem eignen Smartphone abgespielt werden oder die Akteure Textnachrichten austauschen, deren Inhalt man nur mit dem Second Screen nachlesen kann. Die Macher des Films (Regie: Bobby Boermans, Drehbuch: Robert A. Jansen) sind allerdings bewusst sparsam mit dem neuen Stilmittel umgegangen. Schließlich musste darauf geachtet werden, dass der Thriller auch ohne Smartphone oder Tablet funktioniert.

Mit der Logiklupe sollte man den Thriller dennoch nicht untersuchen. Einige Annahmen und Wendungen sind schon sehr abenteuerlich. Immerhin: Der Mensch kann mit der Maschine mithalten. Die App „Iris“ wird zwar im Film immer mächtiger und gefährlicher, aber auch in Studentin Anna schlummern ungeahnte Fähigkeiten.

„App“, ZDF, Montag, 22 Uhr 15.

Lesen Sie hier wie Sie die App zum Film herunterladen können.

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