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Multiples Ich im Internet: Ein Netz für alle Fälle

Schule, Studium, Beruf, Rente: Das Internet bietet für jeden Lebensabschnitt eine Plattform. StudiVZ, Xing, Myfriends, Lokalisten.de, im Internet wimmelt es von Online-Communities. Meistens geht es ums Flirten oder um die Karriere.

Jeder kennt jeden über höchstens fünf Ecken. Noch nie war diese These so leicht nachzuvollziehen wie heute. StudiVZ, Xing, Myfriends, Lokalisten.de, im Internet wimmelt es von Seiten, die nur eins zum Ziel haben – möglichst viele Menschen kennenzulernen und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Dabei geht es meistens ums Flirten oder um Karriere. Manchmal aber auch einfach nur darum, alte Klassenkameraden wiederzufinden.

Wer will, kann sein ganzes Leben über Online-Communities organisieren, von der Schulzeit bis in den Herbst des Lebens. Schreiben wir doch mal die Internet-Biographie eines Menschen nach. Nennen wir ihn Jens. Als Jens mit zwölf seinen ersten Computer bekommt, meldet er sich bei SchülerVZ (www.schuelervz.net) an. Hier geht es ähnlich wie beim größeren und bekannteren Bruder StudiVZ (www.studivz.net). Jens stellt ein Bild von sich in das Schüler-Portal und schreibt ein paar Sätze über sich. Er begegnet alten Bekannten aus der Grundschule und nimmt sie in seine Freundschaftsliste auf. Deshalb melden sich wiederum Freunde von Freunden, die Jens gerne kennenlernen möchten. Ein Grundprinzip, das bei allen Social-Network-Seiten vorherrscht.

Die Biografie im Netz

Neben dem bekannten StudiVZ gibt es noch zahlreiche andere Communities für Studenten. Seiten wie studylounge.de sind allerdings bei Weitem nicht so populär wie die mit über einer Million Mitgliedern größte Studenten-Kontakt–Seite. Aber Jens studiert ja nicht ewig. Irgendwann will er Karriere machen. Die dafür wohl bekannteste Netzwerkseite ist Xing (www.xing.com), eine Abkürzung für englisch Crossing, ehemals „OpenBC“, in der es in der Hauptsache um geschäftliche Kontakte geht. Das Prinzip ist auch hier, dass angemeldete Benutzer ihre Daten in ein persönliches Profil übertragen. Dazu gehören vor allem berufliche Angaben, zugleich freiwillige private Kontaktdaten und Informationen zum Tätigkeitsbereich, zur Ausbildung, und zu vorherigen Arbeitgebern. Auch bei Xing kann man ein Bild hochladen.

Kurz vor seinem Dreißigsten hat Jens endlich einen festen Job, nun will er die Frau fürs Leben finden. Auch dass kann er in einer Online-Community. Die Seite www.parship.de rühmt sich selbst mit einer Kuppel-Erfolgsquote von 38 Prozent. Bereits über drei Millionen Mitglieder gibt es.

Obwohl er sehr wählerisch ist, hat Jens irgendwann eine Begleiterin für den Alltag gefunden. Sie ist sogar extra in seine Stadt gezogen. Nun ist das Paar an neuen Kontakten aus seiner näheren Umgebung interessiert.Denn auch Jens ist zunächst nur wegen seines Jobs hierhergezogen . Die beiden melden sich auf der Seite www.lokalisten.de an. Fast jede größere Stadt ist auf dieser Seite vertreten. Zunächst konnte man bei den Lokalisten nur Mitglied werden, wenn man von einem bestehenden Mitglied eingeladen wurde, inzwischen kann man dem Club ohne Empfehlung beitreten, hat am Anfang allerdings nur eingeschränkte Rechte. Bei den Lokalisten können die Benutzer sich untereinander die „Freundschaft“ anbieten, was bedeutet, dass man den „Freundesbaum“, eine Art virtueller Familienstammbaum, um neue Personen erweitern kann. Um sich „Freunde“ nennen zu können, müssen beide Seiten einer Freundschaft zustimmen. Wird ein „Fremder“ angeklickt, bekommt man angezeigt, über wie viele Ecken man die Person kennen könnte. Man kann sich auch über andere Benutzer beschweren. Wer zu viele Beschwerden erhält, fliegt. Jeder Nutzer bei Lokalisten.de kann ein eigenes Online-Tagebuch führen. Jedem Nutzer wird angezeigt, wer ihn angeklickt hat beziehungsweise sein Profil betrachtet.

Alte Bekannte wiederfinden

Jens ist jetzt Mitte 40. Er langweilt sich ein bisschen. Was macht denn sein alter Schulfreund Bernd? Über www.stayfriends.de findet er fast seine komplette alte Klasse wieder. Auf der Straße hätte er manche vielleicht gar nicht mehr erkannt. Bei stayfriends sind die Mitglieder nach ihren alten Schulen und den Abgangsjahrgängen geordnet, so dass sich alte Bekannte leicht finden lassen.

Mit Bernd teilt Jens nicht nur die gemeinsame Schulzeit, sondern auch das Hobby. Beide fotografieren gerne Landschaften. Und so findet Jens im besten Alter von 50 Jahren eine Gemeinschaft, in der er Menschen mit den gleichen Interessen treffen kann. Auf der Seite www.flickr.de stellt er die Fotos, die er in seiner Freizeit macht, ins Netz und tauscht sich mit anderen Hobby-Fotografen über den neuesten Schnappschuss aus. Durch das gemeinsame Hobby lernt Jens immer mehr Menschen kennen, mit denen er über den richtigen Winkel und die beste Sonneneinstrahlung fachsimpeln kann. Gemeinsame Interessen kann Jens auch auf www.unddu.de teilen. Die Seite ist zwar gerade noch in der Testphase, vom Spätsommer an soll sie jedoch die Eigenschaften vieler Communities vereinen. Unddu.de will alle Altersgruppen ansprechen.

Auch für Jens, inzwischen im Ruhestand, soll es dort die passende Gruppe geben. Der Vorteil bei Unddu.de ist zunächst ein ganz praktischer: Wer Mitglied bei einem der beiden größten deutschen Freemail-Anbieter www.gmx.de und www.web.de ist, muss sich dafür nicht extra einen neuen Account anlegen. Er kann sich einfach mit den Daten seiner E-Mail Adresse auf der Seite anmelden. Für Jens, nun fast 60, ist das wohl eine wichtige Erleichterung, will er sich doch nicht mit zu viel Kleingedrucktem bei der Anmeldung herumschlagen.

Ermüdendes Beziehunsknüpfen

Und selbst im ganz hohen Alter kann Jens zu Gleichaltrigen Kontakt knüpfen – per Internet. www.Feierabend.de nennt sich der „Webtreff für die besten Jahre“. Hier könnte sich Jens mit seinen Mit-Senioren über die Vorzüge und die Nachteile des Älterwerdens unterhalten. Und ein bisschen gelassener auf sein Leben im Netz zurückblicken. Denn das war ihm bislang eindeutig zu anstrengend. Immer musste er darauf achten, wie er möglichst viele wichtige und nützliche Beziehungen knüpfen konnte. Jetzt schaut sich Jens nur noch schöne Fotos an.

Pablo Silalahi

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