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Medien: "Musikantenstadl": Der Botschafter

Das Praktische an Trachtenanzügen ist, dass sie so zeitlos sind. Ein Trachtenanzug passt zu jedem Anlass, und wenn er einmal nicht mehr passt, dann hat das nichts mit der Mode oder dem Anlass zu tun.

Das Praktische an Trachtenanzügen ist, dass sie so zeitlos sind. Ein Trachtenanzug passt zu jedem Anlass, und wenn er einmal nicht mehr passt, dann hat das nichts mit der Mode oder dem Anlass zu tun. Karl Moik zum Beispiel: Seit 20 Jahren moderiert er den "Musikantenstadl", und jener Anzug, in dem er am Sonnabend sein 20-jähriges "Stadl"-Jubiläum feierte, sah jenem, den er bei seiner ersten Sendung am 5. März 1981 trug, verblüffend ähnlich.

Gerhard Schröder wollte, als er 1998 Kanzler wurde, "nicht alles anders, aber vieles besser machen". Das Konzept könnte er sich bei Moik abgeschaut haben - denn der macht seit zwanzig Jahren überhaupt nie etwas anders. Die gleiche Studio-Dekoration, er macht immer die gleichen Scherze, und meistens sind da auch immer die gleichen Showgäste - die Kastelruther Spatzen, die Klostertaler, oder der ewig junge Stefan Mross: Praktisch, dass es nur wenige Stars der volkstümlichen Musik gibt, so dass sie immer alle in knappe 120 Minuten hineinpassen.

Das Publikum liebt Moik für diese Konstanz, für dieses heile Stückchen Heimat am Sonnabend-Abend, seit mittlerweile 120 Sendungen. Wobei das mit der Heimat längst nicht mehr geografisch zu sehen ist. Moik ist Kosmopolit. Er wird nicht nur von Deutschen, Österreichern und Schweizern gleichermaßen geliebt, er verfrachtet seinen "Stadl" samt Kulisse, Trachtenanzug und Tirolerhut immer häufiger ins Ausland. Angefangen hat dieses Engagement als politische Botschaft - als er 1988 als erster Westeuropäer eine Show in Moskau moderieren durfte. Dann war Moik 1989 - kurz nach dem Mauerfall und lange vor der Vereinigung - mit seinem "Stadl" als Botschafter des Westens in Cottbus zu Gast. Mittlerweile war Moik in der Karibik, in Australien, Japan und sogar in China. Moik macht seine Sache so gut, dass ein hoher Prozentsatz der jährlichen Trachtenanzugs-Produktion mittlerweile in Asien abgesetzt wird. Von welchem deutsch-schweizerisch-österreichischen Kulturgut kann man das sonst noch behaupten?

Markus Huber

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