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N24: „Wir wissen, was erfolgreiches Newsfernsehen ist“

Geschäftsführer Torsten Rossmann und Ex-"Spiegel"-Mann Stefan Aust wollen ProSiebenSat 1 den Nachrichtensender N 24 abkaufen

Der Nachrichtensender N24 startete am 24. Januar 2000. Er gehört zur Pro Sieben Sat 1 Media AG. N24 mit Sitz am Potsdamer Platz in Berlin ist zudem der Nachrichtenlieferant für die Sender Kabel 1, Pro Sieben und Sat 1. Über die Tochter Maz & More GmbH werden das „Sat 1 Frühstücksfernsehen“ und das „Sat 1 Magazin“ produziert. N24 ist der Marktführer unter den Nachrichtensendern. Bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen erreichte der Sender 2009 einen Marktanteil von 1,3 Prozent.

Stimmt das, Herr Rossmann? Sie wollen der ProSiebenSat 1 Media AG den Nachrichtensender N24 abkaufen?

Der Vorstand prüft jetzt konkret, den Sender zu verkaufen. Vor diesem Hintergrund habe ich mich entschieden, mein unternehmerisches Interesse an N24 deutlich zu machen.

Wann wird dieser Prozess abgeschlossen sein?

Ich gehe davon aus, dass am Ende des ersten Quartals klar ist, welche der Optionen zum Tragen kommt.

Welche Optionen gibt es?

Die liegen auf der Hand. Erstens: N24 bleibt in der Sendergruppe, bekommt eine andere Kostenstruktur, eine andere Positionierung. Zweitens: N 24 wird an einen externen Investor verkauft. Drittens: Es kommt zu einem Management-Buyout, für den ich stehe. Daneben gibt es sicher noch andere Lösungen, aber diese drei Optionen scheinen mir am plausibelsten zu sein.

Mit welchem Kaufpreis rechnen Sie?

Das ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer einzuschätzen und hängt von den Rahmenbedingungen ab, die noch zu definieren sind.

Würden Sie alleine kaufen oder haben Sie weitere Partner?

Neben meinen Kogeschäftsführern wären Stefan Aust und Thorsten Pollfuß dabei – als Privatpersonen und nicht über ihre gemeinsame agenda media GmbH. Geplant ist die Gründung einer gemeinsamen Beteiligungsgesellschaft, die dann N24 erwirbt. Auch an der N-24-Tochter Maz & More haben wir Interesse.

Stefan Aust: Ein strategischer Partner, der als Ex-Macher von „Spiegel-TV“ und des Senders XXP einen vorzeigbaren Namen, ein paar Copyrights, aber keinen einzigen Cent mitbringt.

Stefan Aust ist ein ausgewiesener Journalist, mit enormer Erfahrung nicht nur im Print-, sondern auch im Fernsehbereich. Er verfügt über exzellente Kontakte und könnte in der weiteren Planung an der Entwicklung von Formaten und Konzepten für den TV-Markt mitwirken.

Heißt: Sie weiter Geschäftsführer und Aust als Programmdirektor?

Nein, so weit sind wir noch lange nicht. Wir sind uns aber darin einig, dass ich das neue Unternehmen operativ führen würde.

Stimmt es, dass Pro-Sieben-Sat-1-Chef Thomas Ebeling nur an den verkauft, der sich verpflichtet, für die Sender des Konzerns weiterhin die Nachrichten zu liefern?

Das hängt sicherlich von den Interessenten und ihren Ideen ab. Für uns wäre die Beauftragung des Senders mit der Nachrichtenproduktion eine wesentliche Voraussetzung für unser Geschäftsmodell.

Sollte es zu einer gravierenden Reduktion bei den Nachrichten für Kabel 1, ProSieben und Sat 1 kommen, hat das Duo Rossmann/Aust ein dickes Problem: Wie finanzieren wir unseren Sender N24?

Tatsächlich gibt es noch keine Entscheidung über die künftigen Nachrichtenkosten. Fest steht nur, dass die Kosten sinken sollen. Hierin liegt die Herausforderung. Aus meiner Sicht wird so gut wie jedes Konzept für die Fortführung von N24 auf dem Betrag aufsetzen, den ProSiebenSat 1 für Nachrichten zahlt. Das gilt für alle potenziellen Käufer. Je nachdem wie groß der Betrag künftig noch sein wird, muss N24 restrukturiert werden.

Zwischen der aktuellen Rechnung für die Newslieferung und der künftigen wird solch eine Spanne liegen, dass sich zwei Fragen aufdrängen: Produziert N24 heute zu teuer oder will ProSiebenSat 1 keine vorzeigbaren Nachrichten mehr?

Weder noch. Selbst wenn der Konzern künftig weniger für Nachrichten ausgäbe, so wären die Sender doch immer daran interessiert, vorzeigbare und wettbewerbsfähige Nachrichten im Programm zu haben. Darin läge die Herausforderung für jeden Produzenten.

Wenn N24 Lieferant von Nachrichten und Magazinen für ProSiebenSat 1 bleibt, wozu braucht es dann noch den Sender N24?

Beides gehört zusammen. Der Nachrichtensender N24 hat sich seit dem Start am 24. Januar 2000 eine ausgezeichnete Position erarbeitet. Wir sind seit Oktober 2004 Marktführer, wir haben ein hervorragendes Image und eine sehr klare Positionierung im wachsenden TV-Nachrichtenmarkt. Bei globalen Breaking-News wie 9/11, dem Tod von Michael Jackson oder der Wahl von Barack Obama waren wir vorne dabei. All das hat entscheidend dazu beigetragen, dass privates Nachrichtenfernsehen seinen Durchbruch erlebt und heute eine Konstante im Bewusstsein der Zuschauer ist. Wir haben die adäquate Programmierung für einen privaten Nachrichtensender in Deutschland gefunden. Genau deshalb werden wir heute auch von den Wettbewerbern kopiert. N24 stellt einen Wert dar, und wir werden sicherlich alles versuchen, N24 als Nachrichtensender zu erhalten …

… wird aber in seiner jetzigen Form, mit dem jetzigen Programm nicht zu erhalten sein.

Das werden wir sehen. Jetzt beginnt die Arbeit am Konzept und einem Geschäftsmodell unter veränderten finanziellen Rahmenbedingungen.

N24 als neue, eigenständige Einheit bleibt zwar an ProSiebenSat 1 gebunden, trotzdem kann der Sender sich künftig im Markt bewegen. An welche weiteren Kunden denken Sie?

Bewegtbild im Internet ist zum Beispiel ein Thema mit Marktpotenzial. Selbstverständlich sollte die neue Firma als schlagkräftiger, unabhängiger Informationsproduzent auch für Dritte im TV-Markt offen sein.

Die rund 240 Mitarbeiter von N24 und 85 Maz-&-More -Mitarbeiter werden sich fragen: Wie viele von uns können an Bord bleiben?

Maz & More steht prinzipiell nicht zum Verkauf. Im Rahmen eines Management-Buyouts sind wir an dem Unternehmen jedoch ebenfalls interessiert. Bei N24 sollen möglichst viele Mitarbeiter bleiben. Wir glauben, dass wir das besser hinkriegen als jeder andere Käufer und wollen N24 in seiner jetzigen Marken-Positionierung weiterentwickeln. Die unbestrittene Nachrichtenkompetenz, die Präsenz in Breaking-News-Situationen und hochwertige Dokus und Reportagen sind N-24-Kernkompetenz. Außerdem wollen wir unser journalistisches Know-how breit im Markt anbieten. Hierfür haben wir ideale Voraussetzungen.

Und die Talks wie „Links – rechts“ oder „Was erlauben Strunz?“

Die Talks tragen wesentlich zur Positionierung des Senders bei, auch wenn sie relativ teuer sind. „Was erlauben Strunz“ und „Studio Friedman“ laufen weiter. „Links – rechts“ stellen wir am Abend ein und führen es tagsüber in veränderter Form weiter.

Was, Herr Rossmann, macht Sie sicher, dass aus dem Geschäftsführer Rossmann der Unternehmer Rossmann wird?

Sicher sein kann ich nicht. Ein Management-Buyout ist eine von mehreren Optionen, für die aber viel spricht: Ein eigenständiger, unabhängiger Newsproduzent wird die Meinungsvielfalt in Deutschland vergrößern. Anders als externe Interessenten kennen wir das Unternehmen und seine Mitarbeiter und wir wissen, was erfolgreiches Nachrichtenfernsehen ausmacht.

Und was gibt am Ende den Ausschlag für die Entscheidung des Vorstands von ProSiebenSat 1: das Geld oder das Konzept?

Das ist eine Frage, die Sie dem Vorstand stellen müssen. Unser Ziel ist es jedenfalls, ein Konzept zu entwickeln, das überzeugt.

Das Interview führte Joachim Huber.

Torsten Rossmann

ist der Vorsitzende

der Geschäftsführung der N 24 Gesellschaft für Nachrichten und Zeitgeschehen mbH.

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