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Nachfolge: Nach Eva kommt Adam

Nach dem Bruch mit Eva Herman sucht der NDR einen neuen Co-Moderator für Bettina Tietjen. Diese stellte sich hinter die Entscheidung des Senders.

Beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) dringend gesucht: Talkshow-Moderatoren, die nichts anderes sein wollen als Talkshow-Moderatoren. Nach dem Rausschmiss von Eva Herman fahndet der Sender nach einem Co-Moderator für Bettina Tietjen. Es muss rasch eine Lösung gefunden werden, denn die einmal monatlich angesetzte Gesprächsrunde „Herman & Tietjen“ ist wieder für diesen Freitag in Hannover angesetzt. Zweierlei ist klar: Tietjen soll nicht alleine moderieren, der Titel der Sendung wird geändert. Die Journalistin, die seit 1997 zusammen mit Herman moderiert hat, sagte am Montag, sie könne die Entscheidung des NDR verstehen. „Ich distanziere mich von den Äußerungen Eva Hermans.“ Sie fände es traurig, dass es so weit kommen musste. „Wir hatten Eva schon mehrfach gewarnt, dass sie sich solche Äußerungen als gesellschaftspolitisch ausgewogene Moderatorin nicht erlauben darf“, wurde die 47-jährige Journalistin in der Montagsausgabe der „Hamburger Morgenpost“ zitiert. Tietjen will Eva Herman trotz des umstrittenen Vergleichs nicht die Freundschaft aufkündigen. „Eva ist ja kein Neonazi.“

Bei den Mitarbeitern des Norddeutschen Rundfunks (NDR) war weniger die Trennung als der Zeitpunkt der Trennung eine Überraschung. Volker Herres, NDR-Programmdirektor Fernsehen, habe aus seiner Abneigung gegenüber Eva Herman und ihren Thesen selten ein Geheimnis gemacht. Er erwarte von Talkshow-Moderatoren eine weitgehend neutrale Position, mehr „Tagesschau“-Sprecherin als Gesellschaftsautorin.

Volker Herres hat einiges an Arbeit vor sich. Da ist zunächst die Ersatzfrage für Eva Herman zu lösen, andererseits wird sich Jörg Pilawa spätestens im kommenden Jahr von der „NDR Talk Show“ aus Hamburg verabschieden, dabei begleitet von Julia Westlake, die ebenfalls aufhören wird.

Zum Bruch mit Eva Herman war es wegen ihrer Äußerungen über die Familienpolitik in der NS-Zeit gekommen. Ob nun auch die Autorin Herman von der Bildfläche verschwindet? Geht es nach Christian Strasser, Verleger des neuen Herman-Werks, wird die Ex-Moderatorin ab dem 13. November ihr neues Buch „Das Prinzip Arche Noah“ präsentieren. „Die Termine, die ausgemacht sind, haben nach meiner Kenntnis weiterhin Bestand“, sagte Strasser dem Tagesspiegel. Auch auf der Internetseite des Pendo Verlags zeigte man sich gestern loyal gegenüber Herman: „Nie ist es die Absicht des Verlags oder der Autorin gewesen, in irgendeiner Weise die Ideologie des Naziregimes zu verharmlosen oder gutzuheißen.“

„Natürlich hat Frau Herman eine unglückliche Bemerkung gemacht. Vielleicht war es ein kleiner Blackout“, sagte Verlagsleiter Strasser dem Tagesspiegel. „Das Ganze kann passiert sein, weil sie mit großer Leidenschaft über den Verfall der Werte referiert hat.“ Für Strasser, der die Pressekonferenz moderierte, ist das „BamS“-Zitat aus dem Zusammenhang gerissen. Eva Herman habe auf der Veranstaltung am Donnerstag auch „explizit gesagt, dass Werte wie Liebe, Gemeinsinn und Verantwortung vom Naziregime missbraucht wurden.“

Herman hatte schon ihr letztes Buch „Das Eva-Prinzip“ im Pendo Verlag veröffentlicht. Nachdem es wegen ähnlicher Vorwürfe hart in die Kritik geraten war, hängte Herman im aktuellen Buch eine Seite an, auf der sie sich „explizit von dem Naziregime und allen rechtsradikalen Gruppierungen distanziert“, sagte Strasser.

Dass die aktuelle Affäre keinerlei Auswirkungen auf die künftige Zusammenarbeit mit der Autorin Eva Herman hat, ist für Christian Strasser selbstverständlich: „Ein Verlag ist von seinen Autoren nicht zu trennen. Es ist die Pflicht eines Verlages, sich im Rahmen seiner Philosophie und seiner Grundsätze vor seine Autoren zu stellen.“ Joachim Huber/Tim Klimeš

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