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Frank Giering.

© dpa

Nachruf: Frank Giering: Der Verlorene

Er hatte es lieber, wenn man ihn entdeckt, statt sich zu präsentieren: Der Berliner Schauspieler Frank Giering ist am Mittwochabend im Alter von 38 Jahren gestorben.

Neulich erst, im März, saß Frank Giering bei Jörg Thadeusz in der RBB-Talkshow. Der Schauspieler schickte seiner „Mami“ einen Geburtstagsgruß via Kamera, erzählte über sein schwieriges Verhältnis zu Frauen, den positiven Effekt von Liebeskummer auf die schlanke Linie und verriet, warum er manchmal sein altes Kinderzimmer in seiner Heimat Magdeburg vermisst. Man musste den Ton am Fernseher etwas lauter stellen. Giering sprach leise, er wirkte bedacht, sehr nachdenklich. Der Schauspieler gehörte wahrlich nicht zu den Lautsprechern seiner Zunft. Ähnlich ist es neulich auch der Tagesspiegel-Autorin ergangen, die Giering in Berlin zum Interview traf. Sie schrieb: „Keiner kann wie Frank Giering das Böse so spielen, dass man dabei nicht an das Gute glauben möchte. Das ist oft irreführend, enttäuschend und brillant zugleich.“

„Der Sentimentale“ – an den Titel dieses Porträts musste man unweigerlich denken, als am Donnerstagmittag die Nachricht die Runde machte, dass der Schauspieler Frank Giering am Mittwochabend im Alter von 38 Jahren gestorben ist. Das bestätigte seine Berliner Agentur. Über die Umstände seines Todes wurden keine weiteren Angaben gemacht. „Wir sind tief bewegt über den viel zu frühen Tod dieses jungen, talentierten Schauspielers“, sagte eine Sprecherin der Odeon Film, für deren Firma Monaco Film Giering in der ZDF-Serie „Der Kriminalist“ mitgespielt hatte. „Mit Frank Giering verlieren wir einen sehr geschätzten Kollegen, der uns die vergangenen vier Jahre begleitet und bereichert hat.“

Giering war regelmäßig im Fernsehen und im Kino zu sehen. Nach dem Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen (HFF) in Potsdam und einem Engagement am Staatstheater Cottbus machte er in seiner Rolle als Mörder in Michael Hanekes Psychothriller „Funny Games“ (1997) erstmals auf sich aufmerksam. Darin spielte Frank Giering einen höflichen Jungen, der sich mit einem Freund bei einer Familie nur ein paar Eier ausleihen will, dann aber anfängt, die Familie zu quälen. Die Figur des Killer-Peter hat ihn nie mehr richtig verlassen. „Der Film hatte so eine Wirkung“, sagte Giering im Interview, „ich lebe heute noch davon. Wie ein Alien von seinem Raumschiff.“

Doch er konnte auch anders. Die Darstellung des Floyd im Roadmovie „Absolute Giganten“ (1999) verschaffte Giering den Durchbruch. Der Schauspieler entwickelte sich zu einem starken Charakterdarsteller. Insgesamt spielte Giering in rund 40 Produktionen mit. Zuletzt stand er für die Serie „Der Kriminalist“ vor der Kamera, in der er den Kommissar Henry Weber verkörperte.

Vor anderen Kameras, in Talkshows, oder auf dem roten Teppich wirkte Frank Giering immer ein wenig verloren. Er sagte bei „Thadeusz“, dass er lieber Briefe schreibe, keine Mails. Er bezeichnete sich als schüchtern, hatte es lieber, wenn man ihn entdeckt, statt sich zu präsentieren. Er mochte traurige Musik und klassische Klamotten. Das Verlorene an Giering, so stand es in jenem Porträt, erinnere an Helden aus dem Film „Denn sie wissen nicht was sie tun“.

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