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Geschöpf und Schöpfer. Zdenek Miler mit dem kleinen Maulwurf. Foto: dpa

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Nachruf: Kleiner Maulwurf ganz allein

Bestes Kino für kleine Kinder, das war die Zeichentrickfigur, die in Deutschland durch die "Sendung mit der Maus" bekannt wurde. Zum Tod des Trickfilmers Zdenek Miler.

„In Hollywood wäre er Millionär geworden.“ Das wurde gerne über Zdenek Miler, tschechischer Autor und Trickfilmer, gesagt. Aber das war ein Irrtum. Sein Maulwurf, der hierzulande durch die „Sendung mit der Maus“ berühmt wurde, hatte kein Talent zum Speedy Gonzales. Er grub sich höchst gemütlich durch den böhmischen Mutterboden. 1965 sah ich in Prag den Klassiker „Maulwurf und Auto“. Bestes Kino für kleine Kinder, für die in jenen Jahren kein Sender in Westdeutschland produzierte. Das änderte sich erst, als 1971 „Die Sendung mit der Maus“ ins Fernsehen kam.

Miler kam unlustig – er reiste nicht so gerne – nach Köln zum WDR und sah sich diese Sendung an. Dann schrieb er zwölf kleine Geschichten auf die Länge vier Minuten 58 Sekunden. Er machte der Maus damit ein Geschenk, das bis heute seinen Wert hat. In Prag lief diese bundesdeutsch-tschechische Koproduktion sogar als Film im Kino.

Gespräche über Dramaturgie mit Miler waren gefürchtet. Jede Figur – ob Frosch, Schnecke oder eben Maulwurf – wurde in Farbe und Bewegung ausführlich dargestellt. Bei seiner akribischen Arbeit sang er die szenische Aktionsmusik. Miler war aber kein Gemütsmensch. Hier spielte ein Regisseur alle Rollen. Sein Maulwurf, der nur ganz zu Anfang in Worten sprach, wurde auf der ganzen Welt verstanden. Zdenek Miler starb mit 90 Jahren in der Nähe von Prag. Gert K. Müntefering

Der Autor hat für den WDR „Die Sendung mit der Maus“ entwickelt.

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