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Ellen (Lily Collins) muss feststellen, dass sie weiter an Gewicht verlieren. Szene aus dem Netflix-Film "To the Bone".

© Netflix

Netflix-Film "To the Bone": Wird Magersucht glorifiziert?

Nach "Tote Mädchen lügen nicht" zeigt Netflix den Film „To the Bone“. Es geht um Magersucht. Kritiker sagen, die Produktion glorifziere die Krankheit

„Tote Mädchen lügen nicht“, die Serie um den Suizid einer jungen Frau, hat dem Streamingdienst Netflix Kritik und noch mehr Aufmerksamkeit eingebracht. Während besorgte Stimmen warnten, die Produktion könnte den „Werther-Effekt“ auslösen, sprich Teenager in den Selbstmord treiben, beharrte Netflix darauf, dass „Tote Mädchen lügen nicht“ ein veritables Problem in die öffentliche Debatte bringe.

Dieses Anliegen, dieses Kalkül wird auch hinter dem Film „To the Bone“ („Bis auf die Knochen“) stehen, den Netflix am 14. Juli online stellen will. Im Zentrum steht die 20-jährige Ellen (Lily Collins), die an Magersucht leidet. Sie hat verschiedene Therapien hinter sich, geholfen hat keine, im Gegenteil, der Gewichtsverlust nahm weiter zu. Jetzt schließt sich Lily einer Therapiegruppe an, die von dem unkonventionellen Dr. William Beckham (Keanu Reeves) geleitet wird. „Ellen muss nun selbst herausfinden, wie sie ihre Sucht überwinden und sich selbst annehmen kann, um ihre Dämonen endlich zu besiegen“, heißt es im Netflix-Pressetext.

Mediziner warnen, der Film verherrliche die Krankheit

Thema und Tenor des Films haben bereits vor der Ausstrahlung zu deutlichen Protesten geführt. Gegenüber dem „Guardian“, schreibt der Branchendienst meedia.de, äußern mehrere Mediziner, die sich auf das Thema Essstörungen spezialisiert haben, große Bedenken. Der Film „verniedliche“ und „verherrliche“ die Krankheit. Die Therapie sei darüber hinaus zu simpel, und zwar als „bereichernde Erfahrung“, dargestellt. Das Mindeste, was Netflix tun müsse, sei, eine sogenannte Trigger-Warnung vor dem Film laufen zu lassen.

Eine (britische) Petition gegen die Ausstrahlung findet sich auf change.org.. Der Film glorifiziere die Krankheit und befördere das Stigma der Menschen, die an Magersucht leiden würden. Netflix schweigt zur Kritik, und es würde sehr verwundern, wenn nicht wie bei „Tote Mädchen lügen nicht“ reagiert würde – mit der Ausstrahlung. Joachim Huber

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