zum Hauptinhalt
Es geht wieder los. Was passierte mit Laura Palmer (Sheryl Lee)?

© Showtime/Sky

Neue Staffel "Twin Peaks": Das Schweigen im Walde

Am Montag startet, nach 26 Jahren Pause, "Twin Peaks 3", wieder kreiert von David Lynch. Wenn die Serie doch nur nicht so ein Rätsel um sich machen würde.

Ein Einarmiger, ein Kleinwüchsiger, ein Dämon, ein telepathischer Holzscheit, ein seltsam netter FBI-Agent: Die Serie „Twin Peaks“ hat Zuschauern 1990 nicht nur gezeigt, was Fernsehen sein kann, eine solche Häufung skurriler Charaktere hat es vorher und auch nachher in einer Serie nicht gegeben. Die Geschichte, die sich zunächst so einfach anhört – die Aufklärung des Mordes an einem Mädchen namens Laura Palmer durch einen FBI-Agenten in einer idyllisch scheinenden Kleinstadt – wurde zum Rätsel und zur Serienliebe von Millionen Zuschauern (damals auf RTL) und Kritikern. Die dürfen jetzt weiterraten. Am Montag startet, nach 26 Jahren Pause, „Twin Peaks 3“, wieder kreiert von David Lynch.

Man muss sich das noch einmal vergegenwärtigen wie US-Filmkritiker Jordan Hoffman. „Ist es ein Krimi? Ja! Ist eine Seifenoper? Ja! Ist es ein völlig gestörter, avantgardistischer, surrealistischer, psychosexueller Bewusstseinsstrom? All das ist es – und mehr!“ Oder TV-Produzent David Hollander: „Sie können heute keine Fernsehsendung sehen, der ,Twin Peaks‘ nicht den Stempel aufgedrückt hätte.“ Leider haben es die Macher mit dem Verstörendem bei der mit Spannung erwarteten, 18-teiligen Fortsetzung etwas übertrieben. Kritikern wurde keine einzige Folge vorab zur Verfügung gestellt; ein paar Youtube-Videos mit Interviews von Showtime, sonst nichts. Möglicherweise wollen sich die Produzenten den Hype um „Twin Peaks“ nicht durch lästige Kritiken kaputt machen lassen. Wenn sich Regie-Ikonen an die Reaktivierung von Filmlegenden machen, geht das oft nach hinten los, was man auch an Ridleys Scotts aktuellem Kino-Aufguss der „Alien“-Saga sieht.

David Lynch wieder dabei

Schwer zu sagen also, ob das bei David Lynch so weitergeht, mit den stilbildenden Mehrdeutigkeiten und Verweisen auf andere Geschichten (was Pedro Almodóvar in „Alles über meine Mutter“ aufgenommen hat), direkten und indirekten Zitate und Reminiszenzen auf Fernsehserien und Familienfilme der 1950er Jahre und des Film noir. Die Serienwelt hat sich in 26 Jahren weitergedreht. So bleiben nur Andeutungen zu „Twin Peaks“-Cast und Plot. Nach mehr als 25 Jahren können die Fernsehzuschauer in die Kleinstadt an der Grenze zu Kanada zurückkehren, in der alles möglich zu sein scheint. Nicht nur Kyle MacLachlan als FBI-Agent Dale Cooper ist wieder mit dabei. Auch Mädchen Amick (Shelly Johnson), Sherilyn Fenn (Audrey Horne) und Ray Wise (Leland Palmer) und viele andere haben sich an der Fortsetzung beteiligt. Unter den mehr als 200 Darstellern ist laut dpa-Bericht eine Reihe neuer Gesichter: Laura Dern, Ashley Judd, Tim Roth, Naomi Watts und Michael Cera.

Inhaltlich haben die Macher vorab so gut wie gar nichts bekannt gegeben. Kyle MacLachlan antwortete bei Talkmaster Jimmy Fallon sehr höflich, aber zugeknöpft: „Ich könnte Ihnen etwas erzählen. Doch dann müsste ich Sie unverzüglich töten.“ Es wird auch darauf hingewiesen, dass es zum Verständnis aller Geheimnisse nicht reicht, die beiden ersten Staffeln gesehen zu haben (abrufbar bei Sky). Man müsse auch den „Twin Peaks“-Kinofilm von 1992 kennen.

Ganz schön viele Umstände und Geraune. „Es geschieht wieder“, heißt es unheilschwanger in der Ankündigung. Kurze Trailer zeigen sekundenlange Szenen im düsteren Zwielicht. MacLachlan schwärmte bei Fallon: „So etwas haben Sie noch nicht im Fernsehen gesehen, auch im Kino nicht. Es wird die Welt erschüttern.“ Wenn dem denn so ist, hätte man das Beben als Kritiker vorher gerne selber erlebt. Markus Ehrenberg

Das neue „Twin Peaks“: parallel zur US-Ausstrahlung in der Nacht von Sonntag auf Montag mit vier Teilen via Sky; ab 25. Mai ab 20 Uhr 15 auch auf Deutsch auf Sky Atlantic HD

Zur Startseite