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Neuer Name, neues Glück?: Doppelpass

Das Deutsche Sport Fernsehen (DSF) soll unter der Multimedia-Dachmarke Sport1 neu ausgerichtet werden.

Mittendrin statt nur dabei: Moritz Bleibtreu wird Werbefigur bei Sky. Der beliebte Schauspieler engagiert sich seit Mittwoch mit TV-Spots für den Pay-TV-Sender, in dessen Mittelpunkt die exklusive Fußball-Berichterstattung steht. Solche Sport-Live-Rechte hätte das Deutsche Sportfernsehen (DSF) sicher auch gerne, wahrscheinlich auch Moritz Bleibtreu, gerade am kommenden Wochenende, wenn das Deutsche Sportfernsehen in Sport1 umbenannt wird. Der Spartensender DSF soll sich fortan nach dem Willen des Mutterkonzerns Constantin Medien AG unter der Multimedia-Dachmarke Sport1 präsentieren. Den Startschuss dazu gibt nicht Moritz Bleibtreu, sondern Moderator Jörg Wontorra am Sonntagvormittag in der hauseigenen Talk-Sendung „Doppelpass“.

Eine Neuausrichtung kann das DSF durchaus gebrauchen. Seit dem Senderstart 1993 hatte der Münchner Kanal, hervorgegangen aus dem Sender Tele5, immer wieder um zugkräftige Sportrechte, finanzielle Polster und Anerkennung bei Kritik und Zuschauern zu kämpfen. Diese kam meistens mit der Fußball-Bundesliga, zum Beispiel bei exklusiven Verwertungsrechten an den beiden Sonntagsspielen der Ersten Liga. Seit dieser Saison spielt sich das alles im Ersten ab. Das DSF versucht, mit Zweitverwertung sowie Sportübertragungen, die bei ARD, ZDF & Co. kaum Platz fanden, zu punkten. Eher wenig zu spüren von „Mittendrin statt nur dabei“, lange Jahre der Werbeleit- und Anspruch des Deutschen Sportfernsehens.

Das wird sich mit neuem Namen zunächst nicht großartig ändern, auch wenn DSF/Sport1 am Geburtstagswochenende programmlich alles gibt: mit Handball- und Basketball-Pokalfinales, dem Motorrad-WM-Saisonstart und englischem FA-Cup-Halbfinale. Der Liveanteil bei Sport1 insgesamt soll sich laut DSF-Geschäftsführer Zeljko Karajica um zehn Prozent auf 1150 Stunden steigern. Dazu soll es 20 neue Formate und Erstausstrahlungen mit Reportagen und Dokus geben. Zuletzt hatte das DSF mit einer Dokumentation von Aljoscha Pause über Homosexualität im Profifußball überraschend einen Grimme Preis gewonnen.

Zudem habe man sich Übertragungsrechte an der Eishockey-WM im Mai in Deutschland und den Leichtathletik-Meetings der IAAF Diamond League gesichert. Während der Fußball-Weltmeisterschaft (11. Juni bis 11. Juli, die Spiele laufen alle bei ARD, ZDF und RTL) sind sechs „Doppelpass“-Spezialausgaben und 40 „WM Aktuell“-Sendungen geplant. Aber ob das Sportfernsehen damit wieder eine feste Größe auf der Fernbedienung des Sportfans wird, wie es zu besten Zeiten Mitte und Ende der 1990er Jahre einmal war? 1999 hatte das DSF einen Gesamtmarktanteil von 1,9 Prozent, zurzeit stagniert er bei gut einem Prozent, bei der männlichen Zielgruppe, 14 bis 49 Jahre, ist der natürlich höher. Das Deutsche Sportfernsehen/Sport1 ist und bleibt eben kein reines Sportfernsehen (wie SkySport), sondern ein kommerzieller Free-TV-Sender, der sich im Programm Gewinnspiel-, Erotik- und Teleshopping-Formate leisten muss, so dass Sport an Werktagen oft nur in den Abendstunden gesendet werden kann.

DSF-Chef Karajica will das peu à peu ändern. Mit Jahresbeginn wurde die Erotik-Call-Schiene ab 23 Uhr aus dem Programm genommen. Attraktive Frauen, die „viel Haut beim Training“ zeigen, aber nicht mehr angerufen werden können, laufen nun erst nach ein Uhr weit in der Nacht.

Das könnte mal ein Anfang sein. Die neue Dachmarke Sport1 soll, so Karajica, „noch deutlicher unsere Kernkompetenz Sport“ unterstreichen. Im Internet genießt das Sport1-Portal unter Fußballfans unter anderem wegen seiner schnellen Liveticker einen guten Ruf. Fernsehen und Internet im „gleichen Look & Feel“, wie es neudeutsch heißt, enge Verzahnung verschiedener Plattformen – die einen sagen: Sparmaßnahme. Andere: clevere Einmarkenstrategie. „Damit tragen wir in erster Linie dem veränderten Mediennutzungsverhalten Rechnung, denn die Bereiche TV, Online und Mobile wachsen immer mehr zusammen“, sagt jedenfalls Constantin-Medien-Vorstandschef Bernhard Burgener.

Liveübertragungen beispielsweise sind längst keine Domäne des klassischen Fernsehens mehr. So ist der spanische Fußballschlager Real Madrid gegen FC Barcelona am Samstag ab 22 Uhr kostenfrei bei „Sport Bild“ online zu sehen. Sport1.de zeigt am Freitag einen Profi-Box-WM-Kampf im Livestream. Mittendrin statt nur dabei, allerdings kostet Boxen-Gucken fünf Euro.

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