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Medien: Neuer Salon für Claus Strunz

Der „Bild am Sonntag“-Chef bekommt eine Talkshow auf N 24

„Was erlauben Struuunz“, schimpfte der ehemalige FC-Bayern-Cheftrainer Giovanni Trappatoni in seiner legendären „Ich-habefertig“-Rede. Was maßt sich dieser Spieler an? Wer glaubt er zu sein, dass er sich so etwas herausnimmt? Sechs Jahre nach diesem verbalen Wutausbruch muss sich jetzt der Namensvetter des Fußballspielers, Claus Strunz, diese Fragen gefallen lassen. „Was erlauben Strunz“ ist der sprachlich unkorrekte Titel der neuen Talkshow, mit der der Chefredakteur von „Bild am Sonntag“ auf den Fernsehbildschirm zurückkehrt. „Sich etwas zu erlauben, sich nicht mit der erstbesten Antwort zufrieden zu geben, nachzuhaken, das ist eine urjournalistische Haltung“, erklärt Strunz den selbstironischen Titel. Die 45-minütige Talkshow aus Berlin-Mitte, die voraussichtlich von Ende März an montags um 21 Uhr 30 beim Nachrichtensender N 24 live und mit Publikum ausgestrahlt wird, ist eine der Maßnahmen, die der neue Senderchef Torsten Rossmann ergreift, um den Konkurrenten n-tv anzugreifen. Um 21 Uhr 30, wenn „Was erlauben Strunz“ beginnt, geht bei n-tv Heiner Bremers „Duell“ gerade in die Werbepause. Der 37-Jährige Strunz nennt seine N 24-Sendung denn auch die „Alternative“ zum älteren Bremer.

Bis zum vergangenen November hatte Strunz montags um 21 Uhr 15 an der Seite von Andrea Fischer bei n-tv den „Grünen Salon“ moderiert, dann wurde die Talkshow eingestellt. Strunz, der fernsehunerfahrene Tageszeitungsjournalist, überraschte mit seinem Talent, vor laufender Kamera Gespräche zu führen. Offensichtlich machen Kameras süchtig, denn seit der Einstellung des „Grünen Salon“ treibt es ihn um, wieder eine Talkshow zu machen. In Gesprächen mit n-tv fruchtete seine Idee mit dem Trappatoni-Titel nicht. Anders bei N 24. Das Konzept ist voll und ganz auf die Person Strunz zugeschnitten, die sich damit zur Marke erhebt. Sein Ziel ist es, dass „in jeder Sendung mindestens eine ungewöhnliche Gesprächssituation entsteht. Es sollte jedes Mal etwas geschehen, was der Zuschauer so noch nicht erlebt hat“.

Jede Sendung beschränkt sich auf ein bis zwei Gäste, die meist aus der Politik und Wirtschaft kommen, immer mal wieder aber auch aus Show, Unterhaltung und Sport. Doch auch dann sollen die Gesprächsthemen gesellschaftspolitisch, also relevant sein, „gekuschelt wird nicht“, verspricht Strunz. Der Gast soll sich „herausgefordert“, wenn auch nicht von oben herab behandelt fühlen. Gern erinnert Strunz an Sendungen des „Grünen Salon“, in denen mal Franz Müntefering als SPD-Generalsekretär seine roten Socken in die Kamera hielt, mal Verteidigungsminister Peter Struck „Es gibt nur einen Rudi Völler“ sang oder Talkgast Michel Friedman außer sich geriet, als er gefragt wurde, ob er denn heute wieder im Hotel Interconti nächtige, wo er ein paar Monate zuvor Huren empfangen und gekokst habe. Solche Highlights würde Strunz in seiner eigenen Talkshow gern am laufenden Band produzieren.

Die Sendung stellt bewusst die Person Claus Strunz in den Mittelpunkt. Das Talkpaar Strunz/Fischer ist damit endgültig passé. Obgleich auch die ehemalige Grünen-Politikerin wehmütig an den „Grünen Salon“ zurückdenkt. In ihrem Büro am Gendarmenmarkt konzentriert sich die ehemalige Gesundheitsministerin auf ihre Arbeit als Beraterin im Bereich der internationalen Gesundheitspolitik und beschäftigt sich zum Beispiel mit globalen Armutskrankheiten. Zudem leitet sie das Zentrum kanadischer Universitäten und schreibt ihre Kolumne für den Tagesspiegel.

Dem Moderieren ist sie zwar treu geblieben. Freude hat sie vor allem daran, zu beobachten, wie sich ein Gespräch entwickelt. Ins Fernsehen zieht es Andrea Fischer dennoch nicht unbedingt. Mit unüberhörbarer Begeisterung führt sie in Berlin regelmäßig Gesprächsrunden der Katholischen Akademie zu Glaubensfragen und bringt im Hörfunk immer wieder ihr Krimi-Wissen zu Gehör. Überhaupt scheint Fischer, ein bekennender Deutschlandradio-Fan, das Medium Hörfunk, bei dem man sich selbst eher zurücknimmt, weit mehr als das ihre anzusehen.

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