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Die Moderatoren Tobias Schlegl (l.), Katty Salié und Jo Schück.

© dpa

Neuer Schwung fürs ZDF-Kulturformat: Viva „Aspekte“!

Mit dem Roller durch Berlin: Das traditionsreiche Kulturformat des ZDF wird aufgepeppt. Und neben Tobias Schlegl und Katty Salié kommt noch ein dritter Moderator dazu.

Katty Salié schaut auf die Lostrommel, als sei sie ein Ofen in der Wüste. Tatsächlich ist es nur ein Plexiglasquader, der da mitten im neu gestalteten „Aspekte“-Studio steht. Darin liegen mehrere Dutzend durchsichtige Bälle mit Zetteln. Salié zieht ihren Mund schief, dann lächelt sie wieder für die Kamera. „Magst du die Glücksfee sein?“, fragt Salié ihren Kollegen Tobi Schlegl. Der erzählt, dass das Glücksfee-Sein einer seiner Kinderträume ist. Während Schlegl die Lostrommel ankurbelt, verkündet Salié das neue Format „Museums-Lotto“, eine Art redaktionelle Stippvisite nach Zufallsprinzip. Dieses Mal soll es ins Lügenmuseum nach Radebeul gehen.

Seit 1965 läuft „Aspekte“ im deutschen Fernsehen

Doch dieses Mal war auch ein erstes Mal. Oder eine Generalprobe, um genau zu sein. Ein Freitagabend Anfang Januar, 23 Uhr im ZDF-Hauptstadtstudio Zollernhof. Der Sender hat seiner Kultursendung „Aspekte“ eine Frischzellenkur verpasst. Ein letzte Probe, bevor das neue Format am 7. Februar on air gehen soll. Seit 1965 läuft „Aspekte“ im deutschen Fernsehen, es ist die älteste bundesdeutsche Kultursendung.

Der Umbau ist radikal: Die Sendezeit wurde um eine Viertelstunde auf 45 Minuten erhöht. Statt der bisherigen Taktung von Studiomoderation und Beiträgen wird es unterschiedlich lange Stücke und Studiogäste geben, die vom Moderator auch mal ins Verhör genommen werden. Überhaupt die Moderatoren: „Aspekte“ wird nun in Doppelspitze plus Außenreporter präsentiert. Zu Salié und Schlegl stößt Jo Schück als Dritter hinzu.

Von Oper bis Hipster

„Am schönsten ist, wie variabel wir jetzt Inhalte umsetzen können“, sagt Daniel Fiedler. Lässt sich ein Thema nur schwer mit Bildern erzählen, hole sich „Aspekte“ einen Experten ins Studio. Sei ein Beitrag hingegen bildgewaltig, laufe er auch mal zehn Minuten. Fiedler ist Leiter der Berliner Kulturredaktion des ZDF – und der Kopf hinter „Aspekte“. Das sieht man dem Relaunch der Sendung an. Fiedler hat Theater in Berlin gemacht und später ZDFkultur aufgebaut. Unter anderem entstand „Roche & Böhmermann“ unter seiner Leitung.

Fiedlers Idee von Fernsehen verkauft Kultur als Happening, ohne dabei billig zu sein. Eine Opernbesprechung findet da genau so ihren Platz wie eine Annäherung an das Phänomen „Hipster“. Beiträge zeigen die Arbeit der Schauspielerin Steffi Kühnert. Oder Moderator Tobi Schlegl, der auf einem Segway-Roller zu Agentensoundtrack durch Berlin düst. Das neue „Aspekte“, es ist ein bisschen die Vivaisierung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.

Senatsbaudirektorin Regula Lüscher wird verhört

Schon die neue Kulisse sieht nach Musikfernsehen aus: Es gibt Sichtbeton, auf den die Einspieler projiziert werden. Das Studiopublikum im Berliner Zollernhof sitzt auf orangefarbenen Stoffquadern mitten im Geschehen. Die Ecke, in der Platz für die Studioband ist, ist bewusst beiläufig mit einem abgestürzten Kronleuchter dekoriert. Und ein riesiger mit Rost überzogener Quader schickt kaltweißes Licht auf einen kleinen Tisch – das ist der Platz für’s „Aspekte“-Verhör. In der Generalprobe sitzt Moderator Schlegl mit der Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher an diesem Verhörplatz. Schlegl ballert seinen Gast mit Fragen zum Wiederaufbau des Stadtschlosses zu, zitiert Volksbegehren und Architektenvorschläge. Der Moderator gefällt sich sichtlich in der Rolle des stichelnden Reporters: „Frau Lüscher, sagen Sie das endlich mal!“

„Wir wollten unsere Moderatoren als Reporter stärken“, sagt Redaktionsleiter Fiedler über das neue Betätigungsfeld von Salié, Schlegl und Schück. Durch die Doppelmoderation spielen sich die Repräsentanten von „Aspekte“ nun ihre Themen zu und können häufiger in den Außeneinsatz – manchmal auch mit dem Segway. Marc Röhlig

„Aspekte“, Freitag, 23 Uhr, ZDF

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