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Höchste Klasse. Ob Matthias Opdenhövel zur ARD-"Sportschau" gehört, kann er am Samstag, 18 Uhr, unter Beweis stellen.

© WDR/Thomas Leidig

Neuer Sportschau-Moderator: "Ich saß im Schlafanzug vor der Glotze"

Pünktlich zum DFB-Pokal wird Moderator Matthias Opdenhövel das neue Gesicht der "Sportschau". Am Samstag führt er durch seine erste Sendung. Im Interview spricht er über den Wechsel zur ARD, Frauenfußball und Stefan Raab.

Herr Opdenhövel, von Stefan Raab zur alten Tante „Sportschau“: Das muss ein Kulturschock sein.

Eigentlich nicht. Erstens ist die Tante nicht alt...

Immerhin 50 Jahre.

Ja, aber die Zitrone hat noch Saft. Ich habe die ARD in den vergangenen zwei Jahren durch die Kooperation beim Eurovision Song Contest ein wenig kennenlernen dürfen. Die machen mir einen sehr rüstigen, modernen Eindruck.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Saison als „Sportschau“-Zuschauer?

Dunkel. Die erste Fußball-Erinnerung habe ich an die Weltmeisterschaft 1974, da war ich knapp vier Jahre alt. Danach war ich infiziert und habe immer pünktlich um 18 Uhr im Frottee-Schlafanzug vor der Glotze gesessen.

Die Fußball-Berichterstattung hat sich seitdem stark verändert – zum Besseren?

Die Nostalgiker sagen, „ran“ war eine Schraube zu viel, aber viele sagen auch: So emotionslos, wie es früher war, würde es heute nicht mehr funktionieren. Die „Sportschau“ hat einen gesunden Mittelweg gefunden. Wichtig ist, dass der Ball und das Spiel das Entscheidende sind und nicht das Drumherum.

Was unterschied denn Arena und Liga Total, für die Sie gearbeitet haben, von der Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen?

Gar nichts. Es gibt natürlich den Faktor Zeit. Wenn man mehr Zeit hat, kann man komplexe Themen intensiver beleuchten. Aber beim journalistischen Niveau sehe ich keine Unterschiede.

Sie haben die „Sportschau" als Heiligen Gral bezeichnet. Dann wären Sie also ein Gralshüter.

So kann man's sagen.

Klingt bleischwer.

Natürlich ist die „Sportschau“ eine besondere Sendung, aber es ist keine Aufgabe, vor der ich zittere.

Muss man sich als Gralshüter einen Satz für die erste Sendung zurechtlegen?

Auf gar keinen Fall. Wer jetzt meint, ich würde eine Alternative zu „Guten Abend allerseits!“ erfinden, der kann sich beruhigen. Wenn man mit übertriebenem Ehrgeiz versucht, einen Pflock reinzuhauen, funktioniert es nicht.

Ihre Verpflichtung kommt eigentlich zum falschen Zeitpunkt. Gerade hat Deutschland sein Herz für den Frauenfußball entdeckt, und jetzt gibt es wieder nur Männer als „Sportschau"-Moderatoren.

Da bin ich der falsche Ansprechpartner.

Glauben Sie, dass sich durch die Heim-WM etwas verändert hat?

Es wird sicher nicht so sein, dass die Frauen in der Bundesliga vor 50 000 Zuschauern spielen, aber ich glaube auch nicht, dass der Frauenfußball wieder in der Schublade verschwindet. Für viele Leute ist diese Sportart mit der WM erstmals in den Fokus gerückt. Es waren wirklich begeisternde Spiele dabei, besonders das Endspiel, aber manche Kicks waren auch grottig.

Wurde diskutiert, wie man in der „Sportschau“ mit Frauenfußball umgeht?

Mit mir nicht. ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky hat ja gesagt, dass man erst mal abwartet und nicht regelmäßig berichtet.

Sie waren mal Stadionsprecher bei Borussia Mönchengladbach – nur ein Job oder eine Herzensangelegenheit?

Letzteres. Der Job war der Vorläufer zu meinen späteren Moderationen, denn wir haben in Gladbach nichts anderes gemacht als bei einer Fußballsendung auch: Interviews auf dem Rasen, eine Halbzeitanalyse und eine Nachbetrachtung – sicher etwas subjektiver geprägt.

Seit wann sind Sie Gladbach-Fan?

Mein Opa war Gladbach-Fan, mein Vater auch – da hatte ich nicht viele Chancen.

Viele Kollegen wie Dieter Kürten oder Manfred Breuckmann haben nach ihrem Berufsleben ihre Vereinsvorlieben publik gemacht. Geht man damit lockerer um?

Ich sehe da kein Problem. Ich kenne auch keinen Kollegen, der nicht für irgendeine Mannschaft Sympathien hat. Uns gelingt es allen ganz gut, dass man das in den 90 Minuten ausblendet.

Mit dem Heiligen Gral „Sportschau“ könnte es in zwei Jahren vorbei sein, falls die ARD die Bundesliga-Rechte verliert. Wird es so weit kommen?

Ich glaube das nicht. Das Modell der DFL mit den zerstückelten Paketen ist nichts Neues. Es ist völlig legitim, dass die DFL für die Vereine versucht, das meiste herauszuholen. Das löst in der ARD keine Panik aus. Das Label „Sportschau“ beinhaltet außerdem auch die Berichterstattung von Europa- und Weltmeisterschaften. Ich werde viel Fußball moderieren.

Gibt es konkrete Absprachen, wie es bei der Euro 2012 läuft?

Wie die Aufteilung konkret aussehen wird, werden wir demnächst besprechen. Generell ist es so, dass wir drei Moderatoren gleichberechtigt eingesetzt werden, auch bei Länderspielen und großen Turnieren.

Gilt das auch für die Olympischen Spiele?

Ja. Geplant ist, dass es neben Fußball noch ein oder zwei Sportarten gibt, bei denen ich regelmäßig zu sehen bin.

Zum Beispiel?

Ich persönlich würde mich sehr freuen, wenn ich auch einmal beim Tennis eingesetzt würde – und wenn das dann noch auf dem Heiligen Rasen von Wimbledon stattfindet...

Es soll außerdem 2012 eine große Abendshow mit Ihnen im Ersten geben. Verraten Sie uns Näheres?

Das ist noch nicht möglich, weil wir in der Planungsphase sind.

In welche Richtung geht es denn?

Es wird eine Unterhaltungssendung sein, in der Kandidaten auftreten, die nicht nur stumm hinterm Pult stehen. Die Show wird sportiven Charakter haben.

„Schlag den Raab“ light?

Das wäre mir zu wenig innovativ, einfach nur einen Abklatsch zu produzieren.

Beim Eurovision Song Contest waren Sie der von ProSieben entsandte Moderator. Was wird jetzt aus „Unser Star für Baku“?

Ich habe keine Ahnung, das ist ja noch ein bisschen hin. Da haben sich, ehrlich gesagt, alle Beteiligten noch kein Mal darüber unterhalten.

Das kann man ja kaum glauben.

Es ist so.

Das Gespräch führte Thomas Gehringer

Mit Matthias Opdenhövel und Berichten zum DFB-Pokal tritt am Samstag der Nachfolger von Monica Lierhaus seinen Dienst bei der „Sportschau“ an. Der 40-Jährige hat als Moderator bei Viva, RTL2, Vox, Sat1 und zuletzt bei ProSieben („Schlag den Raab“) gearbeitet. Er moderierte die Bundesliga-Shows der Bezahlsender Arena und Liga Total und stand in den vergangenen Jahren bei den Auswahl-Shows für den Eurovision Song Contest (ESC) vor der Kamera. Der Westdeutsche Rundfunk plant ab 2012 eine neue Primetime-Show mit dem Moderator im Ersten. Matthias Opdenhövel ist Vater von zwei Kindern und lebt in Köln.

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