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Der neue Chef der Tagesthemen Thomas Roth.

© dpa

Neuer Tagesthemen-Anchor: Thomas Roths Premiere fällt kurz aus

In einer kurzen Fußball-Pause geschah die große Premiere: Der neue Tagesthemen-Chef Thomas Roth zeigte in seiner ersten Nachrichten-Präsentation, dass er präzise auf den Punkt moderieren kann. Eigene Akzente ließen die sieben Minuten noch nicht erkennen.

Freundlich, ja aufgeräumt hat sich Thomas Roth seinen Zuschauern vorgestellt. Er freue sich darauf, sie in den nächsten Jahren informieren zu dürfen. Das Publikum darf sich auch freuen. Denn so kurz die Premiere mit siebeneinhalb Minuten auch nur dauerte, der neue Moderator machte schon Eindruck, einen positiven.

Der New-York-Rückkehrer bekam bei seinem ersten Auftritt selbst auch einen nachhaltigen Eindruck davon vermittelt, was im deutschen Fernsehen am allermeisten zählt: Fußball, selbst wenn es nur ein Pokalspiel des Fünftligisten BSV Rehden gegen den Triple-Champion Bayern München war. Die Roth-Premiere war von der ARD nicht ungeschickt angesetzt: Eine Fußball-Übertragung liefert für die „Tagesthemen“ eine Quote, die der Stammtermin um 22 Uhr 15 nicht liefert.

Also Thomas Roth auf dem Chefsessel des Nachrichtenmagazins, der vom neuen WDR-Intendanten Tom Buhrow geräumt worden war. Buhrow, das war solide, zurückgenommene Arbeit, Nachrichten-Präsentation im Geist des

Public Service. Nicht der Moderator zählt, sondern die News. Im Angesicht der Premiere scheint Thomas Roth den Mittelweg zwischen Tom Buhrow und dem (zuweilen arg eitlen) „heute-journal“-Poser Claus Kleber gehen zu wollen. Roth lächelt sein Publikum zum Einstieg an, doch zoomt er sein Lächeln herunter, als es an die Themen des Tages geht. Die Lage in aller Welt ist ernst, vermittelt der Anchor, in Panik ausbrechen muss keiner.

Eigene, gar besondere Akzente? Schwierig, eine Stunde nach der „Tagesschau“ und im Siebeneinhalb-Minuten-Tempo. In der Highspeed-Version der „Tagesthemen“ kann wenig misslingen, zugleich die verkürzte Version das künftige Profil des Moderators nur konturiert. Seine Moderationen formuliert der gedeckt gekleidete Schnauzbartträger präzise auf den Punkt, die Pointe jagt er nicht, zugleich er Ironie erkennen lässt. Roth füllt in seiner Körperlichkeit den Bildschirm besser aus als Vorgänger Buhrow. Deutet sich da Charisma an? Dem leicht zerzausten Heilbronner kann der Zuschauer gut zuhören, der Moderator will sich nicht allein auf die Macht der

nachfolgenden Bilder verlassen. Der 61-jährige Roth hat vielleicht die seriöseste Stimmfärbung der News-Matadore. Sein leicht angerauhter Bass bildet einen Klangteppich, auf dem die Nachrichten angehoben, eben bedeutend wirken. Klar, dieser 5. August bot mehr das Graubrot des Nachrichtengeschäfts: der Ergenekon-Prozess in der Türkei, die ewige NSA-Verwirrung, der Vorschlag der Grünen, dass in deutschen Kantinen ein Veggie-Tag eingeführt werden soll.

Darf diese Hoffnung, ja Erwartung formuliert sein? Dass der weit- und weltgereiste Heimkehrer Thomas Roth eine gewisse Distanz zum innerdeutschen Geschehen transportiert: Germans, nehmt Euch nicht so wichtig auf Eurer Insel der Seligen. Wird nicht jeder so sehen und sehen müssen, aber mehr Weltthemen in den „Tagesthemen“ dürfen es schon sein.

Die Königsdisziplin der Sendung darf Roth an seinem Premierenabend nicht üben – das Interview (da, wo sich ZDF-Kleber mit geschwellter Brust schier in seine Fragen hineinstürzt). Hanns Joachim Friedrichs selig dürfte das Vorbild von Thomas Roth sein. Nicht die schlechteste Wahl, denn Friedrichs, das war ein Grandseigneur des Nachrichtengeschäfts. Nicht zu seinem Beginn, aber unbestritten bei

seinem Abschied.

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