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Neues ARD-Vorabend-Format: "Tagesshow": Gottschalk hält Hof am Gendarmenmarkt

Gottschalk am Gendarmenmarkt: „Tagesshow“ mit feiner Berliner Adresse. Das ist nicht die einzige Besonderheit der neuen ARD-Sendung, bei der öffentlich-rechtliches auf privates Fernsehen trifft.

Die beiden Dome, der Deutsche und der Französische, bieten Historie und Einkehr, das Konzerthaus gloriose Kultur, der Platz ist umstellt von Fünf-Sterne-Hotels, Michelin-bekränzten Restaurants, wer will, der kann sich für teuer Geld die Haare schön machen lassen oder shoppen, bis die Goldkarte glüht. Der Gendarmenmarkt gehört zu den feinsten der an feinen Adressen nicht eben reichen Hauptstadt. Hier lässt sich Metropolenfernsehen machen, hier kann sich die Kamera beim Blick nach draußen delektieren.

Hier und nur hier will Thomas Gottschalk mit seiner ARD-Vorabendshow „Gottschalk live“ antreten. Produktion und Redaktion finden sich im Humboldt Carré an der Behrenstraße 42, ein Geschäftshaus mit dem Restaurant „Gendarmerie“ an der Ecke Charlottenstraße. Anwälte, Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung, Steuerbehörden sind im Carré vertreten, Gottschalk und seine Mannschaft werden die ersten Mieter aus dem Glamour-Segment sein.

Hart arbeiten wollen sie trotzdem: „Gottschalk live“ soll von Montag bis Donnerstag den ARD-Vorabend gegen 19 Uhr 30 aufpeppen. „Es ist ein Experiment“, sagte gerade der als MDR-Intendant ausgeschiedene Udo Reiter. „Wir müssen sehen, ob das deutsche Publikum auf so was anspringt. Und natürlich ist der Sendeplatz um 19 Uhr 30 einer der schwierigsten überhaupt“, meint Reiter, der die Messlatte trotzdem hochlegt. Gottschalk werde den bisherigen Marktanteil verdoppeln, „davon bin ich überzeugt“. Verdoppeln wird schwierig, verbessern nicht: Die derzeit zu dieser Zeit laufenden Formate verzeichnen meistens Marktanteile um sieben Prozent.

Dem groben Konzept nach soll „Gottschalk live“ eine Art „Tagesshow“ vor der „Tagesschau“ um 20 Uhr offerieren, sich mit den unterhaltsamen Themen des Tages beschäftigen. In der halbstündigen Show wird Gottschalk, der am kommenden Samstag und am 3. Dezember seine beiden letzten „Wetten, dass ...?“-Sendungen fürs ZDF abliefert, Einspielfilme zeigen und Gäste empfangen aus den Bereichen Lifestyle, Entertainment und Kultur und das Zeitgeschehen mit zugeschalteten Experten diskutieren. Die Zuschauer können sich via Social-Media-Plattformen an den Gesprächen beteiligen. Ein Studiopublikum wird es nicht geben.

„Gottschalk live“ braucht bei vier Sendungen pro Woche ein vielköpfiges, ein selbstredend professionelles Team. Zwar wird die redaktionelle Federführung beim WDR und bei der WDR mediagroup liegen, mit der Produktion ist aber das Ufa-Tochterunternehmen Grundy Light Entertainment betraut worden. Bei diesem Programm treffen sich öffentlich-rechtliches und privates Fernsehen. Über die Laufzeiten der Verträge von Thomas Gottschalk ist noch nichts bekannt geworden. Der WDR wird bei dem Risiko, das „Gottschalk live“ auch darstellt, eine „Exit“-Strategie mit bedenken. Weder Sender noch Moderator werden sich auf einen Schrecken ohne Ende einlassen wollen. Verlängert ist bei Erfolg schnell.

Elf Redakteure umfasst die Mannschaft derzeit, dazu kommen mehrere Autoren. Die Redaktionsleitung liegt bei Jens Bujar, der schon für die „Harald Schmidt Show“ und Stefan Raabs „TV Total“ arbeitete, bevor er Kreativchef bei Grundy Light wurde. Das Studio wird von Florian Wieder gestaltet, der absoluten Nummer eins im Metier. Wieder hat für Gottschalk bereits die Bühne bei der ZDF-Show „Wetten, dass ...?“ entworfen. Um verschiedene lukrative Aufträge im Bereich von Technik und Produktion wird noch gebuhlt, unter den Nachfragern sind natürlich Branchengrößen wie Studio Berlin/Studio Hamburg.

Anfang Dezember will die ARD das Konzept von „Gottschalk live“ bei einer Pressekonferenz im Humboldt Carré vorstellen. Doch noch wird dort kräftig gewerkelt. Vorerst provisorisch sind in dieser Woche im ersten Stock die Räume der Redaktion eingerichtet worden. Spätestens im Dezember sollen sie in den dritten Stock ziehen, der zurzeit fertiggestellt wird.

Die prominenten Gäste, die Gottschalk in seiner Sendung begrüßen will, dürften sich im Humboldt Carré wohl fühlen. Schon die Eingangshalle mit ihren hohen Säulen ist ausgesprochen repräsentativ. Es hält eben ein Star Hof.

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