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Bilder aus dem Bundestag finden ein begrenztes Publikum. Foto: dpa

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News-Angebot, News-Nachfrage: Zuschauer nutzen weniger Info-TV

Das Fernsehen zeigt weniger Nachrichten, Dokus, Reportagen. Das passt zum gesunkenen Informationsbedürfnis des Publikums. Dafür steigt das Interesse an Unterhaltung und Sport.

Das Fernsehen gilt, über alle Programme hinweg betrachtet, als gefallsüchtiges Medium. Gesendet wird, was gesehen wird. Dieser Eindruck eines rein an der Nachfrage orientierten Mediums stimmt so nicht. Nach der aktuellen Studie „Sparten- und Formattrends im deutschen Fernsehen“ in „Media Perspektiven“ 4/2013 differieren die Quantitäten und Qualitäten der ausgestrahlten und der eingeschalteten Programme.

2012 dominierte gemessen am Angebot der 15 größten Sender das Genre Information/Infotainment mit 46 Prozent. Die Zuschauer nutzten diese Sparte aber nur zu 31 Prozent. Auf der Zeitachse ist diese Entwicklung „logisch“. 2008 umfassten Information/Infotainment 48 Prozent, die Nutzung der Nachrichten, Magazine, Dokus, Features, Talks belief sich auf 35 Prozent. Eine weitere Untersuchung in der Medienzeitschrift führt aus, dass das Erste seinen Informationsanteil seit mehreren Jahren steigert, 2012 lag er bei 42,2 Prozent. Das hat natürlich mit der ausgebauten Talk-Strecke zu tun, zugleich mit der vermehrten Platzierung von Dokumentation. Das ZDF dagegen fährt das Info-Segment zurück, im vergangenen Jahr kam die Sparte auf 43,4 Prozent im zweiten Programm, während 2010 47,9 Prozent gemessen wurden. Die Behauptung ist nicht zu weit hergeholt, dass das Zweite seine Marktführerschaft 2012 auch der Tatsache schuldet, dass der Sender die unterproportional genutzte Information zugunsten der übrigen, überproportional genutzten Programmsparten zurückgenommen hat. Der Kauf und Einsatz der TV-Rechte an der Fußball-Champions-League ab Mitte 2012 ist dafür das sichtbarste Indiz.

Der Abschwung des Fernsehens als Informationsquelle zwischen „Tagesschau“ und Boulevardmagazin korrespondiert mit dem Aufschwung der anderen Genres. Die (Show-)Unterhaltung, 2012 mit dem neuen Höchstwert von 13 Prozent in den Programmen vertreten, kann 18 Prozent der TV-Nutzung für sich reklamieren. Leicht andere Werte für die Fiktion (Serien und Krimis): Während die Sender den Anteil von 29 Prozent (2008) auf 31 Prozent (2012) gesteigert haben, ist die Nachfrage seit 2009 mit 34 Prozent stabil geblieben.

Der Sport schließlich ist die Programmsparte, auf den die Sender blind setzen können. Bei keinem zweiten Genre ist die Kosten-Nutzen-Relation derart ausgeprägt. Seit 2008 machte der Sport rund zwei Prozent des Angebotes aus, die Nachfrage dagegen lag 2012 bei sieben Prozent. Nun war 2012 mit Sommer-Olympia und der Fußball-EM ein großes Sportjahr, aber das Faktum, dass Zuschauer Übertragungen von Fußball & Co. überproportional einschalten, bewahrheitet sich stets aufs Neue. Das Fernsehen wandelt sich, und mit wandelt sich das Publikum. Wer wen mehr beeinflusst, mag jeder mit seinem eigenen Einschaltverhalten entscheiden. Joachim Huber

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