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NEWS XCHANGE Deutsche Welle als Gastgeber der internationalen Medienfachkonferenz in Berlin: Berlin – Standort Mitteleuropa

Warum ausländische Fernsehjournalisten gerne und immer wieder aus Berlin in alle Welt berichten

MARGRIET BRANDSMA

Deutschland-Korrespondentin NOS

Der ehemalige niederländische Außenminister Josef Luns hat einmal gesagt, dass die Niederlande ein schönes Land sind, weil sie so viel Ausland haben. Und das heißt, dass es in der Öffentlichkeit ein breites Interesse für die vielen fremden Länder gibt. Obwohl, die Ehrlichkeit gebietet es mir zu sagen, das Oranje-Land ist jetzt auch sehr viel mit sich selbst beschäftigt.

Die NOS ist in den Niederlanden die größte und wichtigste öffentlich-rechtliches Rundfunkanstalt, das „NOS-Journaal“ eine Institution wie die Tagesschau in Deutschland. Die NOS bekommt öffentliche Gelder und Einnahmen aus Werbung. Rundfunkgebühren hat es in den Niederlanden gegeben, aber sind abgeschafft worden, weil doch keiner zahlte. In den letzten Jahren sind die Einkünfte durch Sparmaßnahmen und geringere Werbeeinnahmen stark zurückgegangen. Das hat für die NOS tiefgreifende Folgen gehabt, auch für die Auslands-Berichterstattung.

Aber immer noch kann sich das Korrespondentennetzwerk der NOS mehr als sehen lassen. In mehr als dreißig Ländern in der Welt ist die NOS vertreten. Meistens handelt es sich um einen Mann oder eine Frau der/die auch für eine Zeitung arbeitet. Aber in drei Ländern hat die NOS ein eigenes Büro mit mehreren Mitarbeitern: in den USA (Washington), Belgien (Brüssel) und in Berlin.

Bis vor einigen Jahren war der NOS-Korrespondent in Deutschland zuständig für die Berichterstattung über Deutschland, Österreich und die Schweiz. Seit die EU-Erweiterung sind Polen, Tschechien und die Slowakei dazugekommen. Mit anderen Worten, Berlin ist für die NOS zum Standort Mittel-Europa geworden.

Das zeigt, wie wichtig Berlin für die NOS ist. Deutschland ist ohne Zweifel ein wichtiges Land für die Niederlande. Unsere wirtschaftlichen Beziehungen sind eng, im letzten Jahr war Deutschland das wichtigste Urlaubsland für die Niederländer. Früher sind wir immer mit unseren Wohnwagen nach Frankreich gefahren, jetzt kommen wir nach Deutschland – ob Sie es mögen oder nicht. Aber geändert hat sich in unserer Wahrnehmung auch etwas, seit Berlin Hauptstadt Deutschlands ist. Bonn liegt viel näher an der Grenze mit den Niederlanden, wir hatten damals das Gefühl, Nachbarn zu sein, mit denen man mal gemütlich Kaffee trinkt. Jetzt sind wir einer der viele Nachbarn Deutschlands, der Kontakt ist zurückhaltender geworden, man hört diese Klage auch oft in diplomatischen niederländische Kreisen.

Aber, kurz und gut: für die NOS ist Deutschland, ist Berlin das Zentrum Europas geworden und ich glaube diese Rolle misst sich Berlin selber auch gerne zu. Nur ein Ding: Im Fußball bleiben wir besser.

AKTHAM SULIMAN

Al Dschasira Berlin

Kurz vor Beginn der Arbeit von Al Dschasira in Berlin im Jahre 2002 fragten mich damals der Intendant und der Chefredakteur schon beim Vorstellungsgespräch, warum man wohl ausgerechnet in der deutschen Hauptstadt ein Büro für einen weltbekannten Sender eröffnen sollte. Eine Fangfrage, die auf eine auf die 60er, 70er und 80er Jahre zurückgehende Annahme beruht, die wahrscheinlich nicht nur in der Arabischen Welt verbreitet war: „Deutschland ist zwar ein Wirtschaftsriese, aber politisch gesehen ein Zwerg“.

Berlin ist für die Nachrichtenwelt erst Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre geboren worden, und ich sage bewusst nicht „wiedergeboren“. Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung zeichneten eine Entwicklung nicht nur für Deutschland, von deren weiterem Verlauf die Journalisten bis heute „leben“ und damit auch „überleben“. Anders formuliert: Wie oft in den letzten Jahren haben Medien von überall auf der Welt über Mauer-bezogene Themen berichtet? Al Dschasira macht das zwei Mal jährlich und entdeckt für sich und seine Zuschauer jedes Mal Neues dabei.

Die Geschichte wäre aber eine Reduzierung von Berlin, wenn Journalisten da hängenbleiben würden. Denn die Gegenwart der Stadt ist in keinster Weise weniger interessant. So europäisch wie Berlin ist kaum eine andere Metropole. Es ist das Geheimnis der geografischen und politischen Mitte. Und wer es extrascharf mag, kommt hin und wieder auf seine Kosten: Das Nein zum Irakkrieg, das Ja zu Afghanistan-Einsätzen. Und wenn die Politiker ihre Ferien genießen, kann man sich mehr auf die arabische Minderheit in der Stadt konzentrieren. Das gleiche gilt wahrscheinlich für unsere russischen, polnischen, türkischen und anderen Kollegen.

An ein Sommerloch ist in Berlin nicht zu denken, auch nicht an einen Winterschlaf. Denn anders als Paris oder London etwa ist Berlin nicht, was es ist, sondern das, was es jeden Morgen aufs Neue wird.

FREDERIK PLEITGEN

CNN Berlin

Wer das vereinigte Deutschland und das sich vereinigende Europa verstehen will, der muss aus Berlin berichten!

Mit ihrer bewegten und oftmals tragischen Vergangenheit, ihrer spannenden und teils noch ungeordneten Gegenwart und ihren ungewissen, aber optimistischen Zukunftsaussichten verkörpert diese Stadt wie keine andere das neue Europa.

Berlin ist sowohl politisch als auch gesellschaftlich relevant; hier wird Weltpolitik gemacht, hier entstehen Trends von weltweiter Bedeutung und hier werden Probleme sichtbar, die unsere Welt bewegen.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit hat einmal gesagt, Berlin sei „arm aber sexy“. Nun, arm würde ich Berlin nicht nennen, dafür ist die Stadt zu reich an Chancen. Sexy ist die Metropole allemal – besonders für die internationale Berichterstattung. Aus kaum einer anderen Stadt auf der Welt könnte ich am Montag über die Probleme bei der Bewältigung der deutschen Einheit berichten, am Dienstag über modernste Umwelttechnologien, am Mittwoch über die angesagtesten Party- und Klamottentrends, am Donnerstag über den Streit um den Afghanistaneinsatz der Bundeswehr und am Freitag über den Besuch eines weiteren Weltstars in der Stadt.

Berlin hält mich auf Trab und überrascht immer wieder mit neuen und relevanten Facetten.

Diese politische und kulturelle Vielfalt macht Berlin für CNN International besonders interessant. Seit Jahren schon ist das Studio an der Spree eine feste Größe unter den Auslandsbüros unserer Sender und für Reporter eine wichtige und beliebte Station.

Das wird auch in Zukunft so bleiben, zumindest solange die Stadt ihre Lebensfreude, ihren Innovationsgeist und auch ihre inneren Konflikte behält. Aber daran haben die Berliner keine Zweifel!

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