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Medien: Nur mit „Beauty-Kamera“

Wie die deutschen Fernsehsender bereits die Fußball-WM 2006 planen

In den Bauplänen der Fußballstadien ist so ziemlich jedes Detail geklärt. Zur Weltmeisterschaft 2006 müssten sich an jedem Medienplatz „mindestens drei Steckdosen“ befinden. Für die 200 Fernsehkommentatoren sei ausreichend Platz einzuplanen, nämlich „mindestens 180 cm“. Und weil so ein Fußballspiel mehr als nur Sport ist, solle bitteschön ja nicht die Verankerung für eine „Beauty-Kamera“ unter dem Dach vergessen werden. Damit können die Fans und ihre bunten Fahnen aus der Vogelperspektive gezeigt werden.

Planung ist alles, und die hat ein Jahr vor dem WM-Auftakt am 9. Juni 2006 längst begonnen – nicht nur bei den Organisatoren, sondern auch bei den vier TV-Anstalten, die die 64 Spiele übertragen. „Unsere WM-Planungen laufen auf Hochtouren“, sagt RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer. Der Sender wird acht Sonntagsspiele zeigen, die restlichen 48 teilen sich ARD und ZDF. Der Abosender Premiere wird alle Spiele live übertragen. Die Münchner arbeiten in einer „WM-TaskForce“ an Ideen, Inhalten und Präsentationsformen. Premiere plant zur WM einen neuen Fußballkanal, ist zu hören. Motto: alle Spiele, alle Tore, jede Pressekonferenz, 24 Stunden am Tag, fünf Wochen lang. Die Münchner planen mit einem WM-Stab von etwa 250 Personen.

Mit 20 000 Medienvertretern rechnen die Organisatoren in den zwölf WM-Städten. Das Fernsehzentrum befindet sich in München, das der Presse in Berlin. Die Sender schlagen ihr Basislager nicht alle in den selben Orten auf: Premiere wird in München sitzen, RTL dagegen in Berlin. Wo die Mannschaften spielen, steht erst im Dezember fest, wenn in Leipzig die Gruppen ausgelost werden.

Das ZDF hat sich bereits sein WM-Sendezentrum in Berlin ausgesucht – das Sony-Center. „Wir hatten schon bei der Weltmeisterschaft 2002 unsere Moderationsstätte dort“, sagt ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz, „dort konnte man die Stimmung richtig spüren.“ Die Spiele aus Asien wurden im Sony-Center auf einer großen Leinwand gezeigt. Dass damit auch 2006 „erhebliche Mehrkosten“ verbunden sind, so der ZDF-Sportchef, sei zu verkraften, schließlich könne man so bei den Fans eine „Marke setzen“. In Berlin wird es auf dem Maifeld nicht nur täglich um elf Uhr eine Pressekonferenz des Weltverbandes geben; in der Nähe wohnen auch die deutschen Nationalspieler, denen im Grunewald ebenfalls ein eigenes Pressezentrum vorbehalten ist.

Ins Gehege kommen sich die öffentlich-rechtlichen Sender nicht, da ist man einer Meinung, obwohl auch die ARD mit einem Basislager in der Hauptstadt liebäugelt. „Wir sind sehr an einem Sendezentrum in Berlin interessiert“, sagt WDR-Sprecher Rüdiger Oppers. Ob die Intendanten grünes Licht für die Hauptstadt geben, werde in den nächsten Monaten entschieden und sei auch davon abhängig, ob der schon festgelegte WM-Etat die Kosten deckt.

Mitte Juni beginnt der Testlauf für die WM, der Confederations Cup. Spätestens im Anschluss daran wird auch festgelegt, wer die Eröffnungsfeier am 8. Juni 2006 vor 75 000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion übertragen darf.

Und noch eine Entscheidung steht aus: in welchem Bildformat die WM 2006 übertragen wird. Bisher und auch beim Confed-Cup im herkömmlichen 4:3-Format, könnte 2006 zum Breitbild 16:9 gewechselt werden. ARD und ZDF haben darüber noch keinen Entschluss gefasst. Für Zuschauer mit Geräten im 4:3-Format hieße das: schwarze Balken oben und unten auf dem Bildschirm.

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