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Medien: Ohnsorgtheater

Irren ist sexy. ZDF.

Irren ist sexy. ZDF. „Wir haben doch die Hunde“, sagt ihr Mann, als Anne (Anja Kling) ihn und das Leben auf dem Dorf verlässt. Sie wünscht sich seit langem vergeblich Kinder, hat jetzt die Faxen auf dem Bauernhof und in Schwiegermutters Küche dick und flieht nach Berlin. Denn da lebt ihre Schwester Viola (Gerit Kling), die so ganz anders ist: Sie hat als Darstellerin einer Seifenoper Karriere gemacht, trägt extravagante Seidenfummel und genießt das Leben als Single. Doch auch ihr Leben ist eine Baustelle, da sie sehnsüchtig von einer großen Filmkarriere träumt und gerade die Geliebte eines Mannes ist, der immer nur zwischen zwei Terminen für sie Zeit hat.

Bereits die Einführung in diese Liebesklamotte war so hoffnungslos überdreht, dass sich die Figuren bis zum Ende kaum davon erholten. Halbwegs unbeeindruckt von dem Klamauk blieb nur Oliver Korritke, der souverän das spielte, was er fast immer spielt, den charmanten Looser. In „Irren ist sexy“ war er der Taxifahrer Henrik, der gut kochen kann, Topfpflanzen mag, eigentlich auswandern will und durch einen Zufall Violas Untermieter wird. Er verliebt sich in Anne, doch bevor ihm das richtig klar wird, schwängert er versehentlich Viola, für die ein Kind bedeuten würde, endgültig auf die Mitwirkung in einer „Tarzan“-Verfilmung zu verzichten.

Darum herum passierten irrsinnig viele andere Zufälle, die selbst dann nicht besonders sexy waren, wenn sie von den Figuren ironisiert wurden. Trotz einiger recht origineller Dialoge gelang der Spagat zwischen Karrikatur und echter Herzenswärme nur selten. Alle verpassten sich immer um ein Haar und krakelten die Pointen oft heraus wie beim Ohnsorgtheater. Dass die Filmschwestern echte Schwestern sind, ist zwar schön, brachte zwischen all den leichtgewichtigen Kalauern jedoch nur wenig. Ein anderes Detail aus dem echten Leben ist allerdings besonders nett: In der Schlussszene lag Anja Kling mit künstlichem Babybauch auf dem Sofa, während ihr (echter) Sohn sein Ohr daran legt. Passenderweise war die Schauspielerin zu der Zeit – noch ohne es zu wissen – im vierten Monat schwanger.

Oliver Korritke war wie immer hinreißend, doch auch das brachte diesen Film des erfahrenen „Polizeiruf-110“-Regisseurs Manfred Stelzer nicht annähernd an das Spaßniveau von „Musterknaben“ heran.

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