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Bush Josh Brolin

© Pro 7

Oliver Stone: Abschied von George W. Bush

In Deutschland hat Oliver Stones bitterböse Satire auf Ex-Präsident Bush bei Pro 7 Premiere.

Die Frage lässt ihn kurz stutzen: Wo er seinen Platz in der Geschichte sehe, wird George W. Bush während einer Pressekonferenz gefragt. „In der Geschichte?“, fragt er zögernd zurück, bevor er dann doch noch die passende Antwort findet: „In der Geschichte sind wir alle tot.“ Dies ist eine der eher schmeichelhaften Szenen im Film „W – Ein missverstandenes Leben“ über den 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten, den der Privatsender Pro 7 an diesem Freitagabend unter dem Titel „Oliver Stone’s W“ zeigt – als deutsche Premiere, denn dieser Streifen hat es hierzulande nicht in die Kinos geschafft. Das hat seinen Grund: Als der Film im Oktober 2008 in den USA anlief, wollte es kein deutscher Verleiher riskieren, diesen Film über den unpopulären US-Präsidenten ins Kino zu bringen. Zu groß der Überdruss und die Gefahr eines Fiaskos.

So weit stimmen Film und Wirklichkeit überein. George Walker Bush wird in Stones Film tatsächlich von Albträumen geplagt. In diesem Biopic treibt ihn die Angst vor dem Fiasko im Irak und auch anderswo um. Doch Stone setzt sich nicht nur mit Bushs Politik auseinander. Wichtiger ist ihm der Kampf zwischen Sohn und Vater. Der Regisseur will wissen, was den Menschen hinter dem Politiker umtreibt. Das war bereits so bei seiner ersten Auseinandersetzung mit der Amtszeit eines US-Präsidenten in „Nixon – der Untergang eines Präsidenten“ (1995, in „JFK“ von 1991 wurde das Attentat auf Kennedy behandelt). Denn wie Nixon ist auch Bush für Stone ein Getriebener.

Josh Brolin überzeugt in der Rolle von „W“, dem man immerhin den naiv-sympathischen College-Boy mit dem Baseball-Fimmel abnimmt. Beinahe erschreckend authentisch agiert James Cromwell als George Bush sen. Es gäbe somit genug Gründe, „Oliver Stone’s W“ anzusehen. Wer sich dies drei Tage, nachdem sich der reale Bush ins Flugzeug nach Texas gesetzt hat, jedoch noch nicht vorstellen kann, sollte zumindest den Festplattenrekorder programmieren. Kurt Sagatz

„Oliver Stone’s W.“, Pro 7, 22 Uhr 25

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