zum Hauptinhalt
Hungrig. Die große, graue Datenkrake verlangt ständig nach neuen Informationen über die Nutzer von Plattformen wie Singlebörsen und Gewinnspielen.

© datadealer.com

Online-Spiel "Data Dealer": Spiel des Bösen

Das Online-Spiel „Data Dealer“ will das Bewusstsein für Datenmissbrauch schärfen. Mit Edward Snowden als Spielerfigur und Plattformen wie "Tracebook" und "Smoogle".

Wen das Überwachungsprogramm Prism neugierig gemacht hat, vom Dasein als einfacher Internetnutzer selbst in die Welt des Datenhandels zu wechseln, der hat dazu ab Herbst Gelegenheit – und zwar ganz legal: „Data Dealer“ heißt das Spiel, das passenderweise auf Facebook starten soll.

Die Spieler müssen dabei eine krakenhafte, graue Datenbank füllen, indem sie Informanten aus verschiedenen Branchen gewinnen und aus Flirt-Plattformen, Gewinnspielen und Vorteilsklubs Daten beziehen. Die gesammelten Profile können an Versicherungen, Arbeitgeber oder Behörden verkauft werden. Mit dem Erlös lassen sich weitere Daten sammeln.

Hinter dem Spiel steckt ein 15-köpfiges Team um vier Programmierer aus Österreich. Finanziert haben sie das nicht-kommerzielle Projekt im Rahmen einer vierwöchigen Crowdfunding-Kampagne. 50 362 US-Dollar (rund 38 500 Euro) hat das Team bis Anfang Juli gesammelt, um die Vollversion des Spiels bis Oktober fertigzustellen. Angelehnt ist „Data Dealer“ an das weit verbreitete Spiel „FarmVille“, in dem Spieler einen Bauernhof aufbauen und verwalten. Es soll auf Facebook angeboten werden, die Seite www.facebook.com/datadealer existiert bereits. Die Demoversion wurde bislang insgesamt rund 80 000 Mal gespielt.

Mit Data-Mining werden Rückschlüsse gezogen

Ziel des Spiel ist es, das Bewusstsein der Nutzer für Datenschutz in sozialen Netzwerken zu schärfen und das Ausmaß von Datenhandel zu zeigen – online wie offline. „Data Dealer“ will auch erklären, wie durch Data-Mining Rückschlüsse von einem Personenmerkmal auf andere möglich sind: vom Vornamen auf das Alter oder von der Postleitzahl auf das Einkommen. Durch die Kombination verschiedener Daten entstehen umfassende Profile.

Je mehr Profile in einer Datenbank sind, desto besser können einzelne Daten ausgewertet werden. Die Ergebnisse beeinflussen die Vergabe eines Kredits oder den Abschluss einer Versicherung. Eine Dokumentation realer Fälle von Datenmissbrauch, hat die Entwickler inspiriert. Sie ist über die Website von „Data Dealer“ abrufbar.

"Tracebook" und "Smoogle" als Anspielungen

Aktuelle Ereignisse sollen in die Vollversion laufend aufgenommen werden, erklärt Wolfie Christl, einer der vier Entwickler aus Wien. So wurde kurz nach Bekanntwerden des Überwachungsprogramms Prism eine Figur für den Whistleblower Edward Snowden geschaffen. Datenschützer und Bürgerinitiativen sind als Hindernisse in das Spiel eingebaut. In weiteren Anspielungen tauchen ein soziales Netzwerk namens „Tracebook“ und die Suchmaschine „Smoogle“ auf.

Bisher habe es von Facebook keine Reaktion auf das Projekt gegeben, so Christl. Das Unternehmen definiere aber die Rahmenbedingungen, um Spiele und andere Inhalte über die Plattform zu verbreiten. Vom Start auf Facebook ist das Spiel nicht abhängig, es lässt sich auch direkt im Internetbrowser oder über Google+ spielen. Eine Version, die Schulen angeboten werden soll, ist in Planung. Bereits die Demoversion wurde häufig in Lernplattformen eingebaut, um in die Themen Data Mining und Datenschutz einzuführen, so Christl.

Für das Spielerlebnis ermöglicht die Vollversion miteinander zu spielen oder gegenseitig Datenbanken zu hacken. Erstmals können Nutzer dann auch die eigenen Spieldaten speichern.

Hintergründe zum Spiel: http://datadealer.com. Die deutschsprachige Demoversion ist zu finden unter http://demo.datadealer.net/

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false