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Oper: Koloraturen am Kap

Reportage über Südafrika im Rausch der edlen Töne: Ralf Pleger hat für seine Dokumentation Klassikmissionare begleitet. Und Erstaunliches erlebt.

Die Gründung der „Cape Town Opera“ vor elf Jahren war ein Akt der Befreiung. Bis in die 90er Jahre war der Besuch von Hochkulturveranstaltungen in Südafrika nur Weißen erlaubt, nach dem Ende der Apartheid ging man daran, sich auch das zentraleuropäische Genre schlechthin zu erobern. Während die Sängertruppe des Musiktheaters mittlerweile alle nationalen Gruppen des Landes repräsentiert, sieht man im Publikum weiterhin vor allem helle Hautfarben. Damit sich das ändert, nehmen einige Ensemblemitglieder jedes Jahr eine Ochsentour auf sich: Tausende von Kilometern reisen sie im Kleinbus durchs weite Land, um in Schulen und Gemeindehäusern aufzutreten.

Ralf Pleger hat für seine Arte-Dokumentation die südafrikanischen Klassikmissionare begleitet. Und Erstaunliches erlebt: Nicht nur, dass sich die jungen Zuschauer problemlos von Donizettis „Liebestrank“ begeistern lassen – auf den Schulhöfen schmettern Kids dem Reporter MozartArien oder „O sole mio“ ins Mikro. Dank der Chorbewegung haben sich rudimentäre Opernkenntnisse bis in entlegenste Winkel verbreitet, selbst in den Townships träumen Teenager davon, der nächste Pavarotti oder die nächste Callas zu werden. Leider vergibt der Film die Chance, diesen Kindern und ihren Sehnsüchten nahezukommen, und hangelt sich lieber an der Tournee der Profis entlang. Dennoch berührt die Naivität, mit der Oper in Südafrika Herzensangelegenheit wird. Ein angenehmer Kontrast zum zynischen, selbstreferentiellen Kulturbetrieb hierzulande.

„Kap der guten Stimmen. Südafrika im Opernrausch“, Arte, 22 Uhr

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