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Medien: Orange ist die Hoffnung

Im neuen Studio soll sich „Menschen bei Maischberger“ zum Erfolgsformat mausern

Es klingt, als würde einem gar nichts mehr einfallen, um eine angeschlagene Sendung in Schwung zu bringen. Dann macht man halt das Studio kleiner. Anke Engelke hat in der Sommerpause ein kleineres, angeblich weiblicheres Studio bekommen. Von heute an empfängt auch Sandra Maischberger ihre Gäste nicht mehr im Berliner Tränenpalast, sondern im alten, viel kleineren „Boulevard Bio“- Studio in Köln. Und sie hat auch neue Möbel: Sofas und Sessel. Die Moderatorin selbst erwartet offenbar von der neuen Kulisse nicht besonders viel. Ach nein, sagt Sandra Maischberger bei der Präsentation des Studios, Art und Anordnung der Sitzmöbel „haben keinen besonderen Einfluss auf die Gesprächsführung“.

Bisher saß sie dienstags in der ARD an einem großen Tisch, mit den Armen auf der Tischkante und leicht vorne übergebeugt. Es war die Haltung der Journalistin, die es genau wissen möchte. Man darf die innenarchitektonischen Anstrengungen des WDR getrost so deuten, dass es Sandra Maischberger mit dem Nachhaken auf diesem Sendeplatz nicht übertreiben soll. „Wir wollen eher die persönliche, die menschliche Seite von Politikern vorstellen“, sagt WDR-Redakteur Klaus Michael Heinz. „Was nicht heißt, dass die bei dem jeweiligen Politiker angesagten Themen ausgespart bleiben. Dafür ist Sandra Maischberger viel zu sehr Journalistin.“

Das Dilemma bleibt, trotz neuem Sofa. Sandra Maischbergers journalistische Fähigkeiten sind auf diesem spätabendlichen Sendeplatz nur bedingt gefragt. Um diese Uhrzeit ist Boulevard-Talk angesagt, der nur in begrenztem Umfang komplizierte Themen und nicht-populäre Gäste verträgt. Jedenfalls wenn man Quotenziele zu erfüllen hat. ARD-Programmchef Günter Struve zog den Strich bei zehn Prozent Marktanteil. Dieser Wert sei zwar im ersten Jahr knapp übertroffen worden, sagt Heinz, „aber es darf gerne noch etwas dazukommen“.

Auf dem unerwartet langen Weg, „Menschen bei Maischberger“ auf dem „Boulevard Bio“-Sendeplatz und in Konkurrenz zum ZDF-Dauertalker Johannes B. Kerner zu etablieren, seien schon Fehler gemacht worden, räumt Heinz ein. Die Gäste nach den Gesprächen einzeln zu verabschieden etwa. „Das hatte etwas sehr Klinisches, sehr Künstliches.“ Oder die Wahl des Ortes. Der große Tränenpalast hätte nur Sinn gemacht, „wenn man das Publikum mehr einbindet und den Ort auch in die Gespräche mit einbezieht“. Wer aber außer Manfred Krug habe eine so starke Affinität zum Tränenpalast? Nun wird nur noch in Ausnahmefällen aus Berlin gesendet, wahrscheinlich aus dem ARD-Hauptstadtstudio. Die Sendung werde jedoch „immer gleich aussehen, egal an welchem Ort wir produzieren“, sagt Heinz. In Berlin existiert eine exakte Dublette des Kölner Szenenbildes.

Zum Neustart von „Menschen bei Maischberger“ kehrt allerdings erstmal der Vorgänger zurück. Neben Bruno Ganz und Martin Semmelrogge wird Alfred Biolek als einer der ersten Gäste in seinem neu dekorierten alten Studio Platz nehmen. Gestern präsentierten sich Maischberger und Biolek bereits den Fotografen in der neuen orange-braunen Kulisse, die mehr Wärme ausstrahlen soll. Ob sie den Tisch vermissen werde? „Hier nicht“, sagt Sandra Maischberger. Dennoch werde sie wohl wieder im vorderen Drittel ihres Sessels Platz nehmen und sich nach vorne beugen. Die Distanz zum Gesprächspartner, für die zuvor der Tisch sorgte, „muss sich finden“.

„Menschen bei Maischberger“: ARD, 23 Uhr

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