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P.M.: Von Himmel bis Hölle

Das Wissenschaftsmagazin "P.M." wird 30.

Als verrückt würde Thomas Vasek seine Leser natürlich nie bezeichnen. Zwar musste er erst neulich eine Leserin beruhigen, die sich vor Schwarzen Löchern fürchtete. Andere informierten ihn, Einsteins Relativitätstheorie um wesentliche Aspekte ergänzen zu können oder dass Problem der globalen Klimaerwärmung lösen zu wollen. Vasek bezeichnet seine seine Leser deshalb als „Besserwisser, aber auf eine sympathische Art.“

Thomas Vasek, 40, ist Chefredakteur des Wissensmagazins „P.M.“ Mehr als hundert Leserzuschriften bekommt er jeden Monat. Verschwörungstheoretiker und Schlaumeier sind immer dabei, trotzdem ist Vasek nicht genervt: „Solche Briefe sind beweisen, wie begeistert sich Leser mit unserem Magazin beschäftigen.“ Dass „P.M.“ vor allem Menschen mit Faible für Themen von Himmel bis Hölle anzieht, verwundert nicht. Abgesehen von Comic-Magazinen gibt es vermutlich keine andere Zeitschrift, in der es so oft rumst, zischt und glüht; Kometen, Kosmologie und Kampfflugzeuge sind die großen Renner. Jetzt feiert „P.M.“ seinen 30. Geburtstag – und hat Grund, stolz zu sein. Denn im November 1978 gestartet, war es wohl das erste Blatt, das wissenschaftlich und technisch komplizierte Themen auch für Laien verständlich und unterhaltsam aufbereitete. Deshalb gilt „P.M.“ auch als Wegbereiter für Zeitschriften wie „Zeit Wissen“, „SZ Wissen“ und die inzwischen stark ausgebauten Wissen&Forschen-Ressorts in Tageszeitungen.

Gerhard Moosleitner wird die Jubiläumsausgabe, die seit gestern am Kiosk liegt, glücklich in den Händen halten. „P.M.“ ist sein „Baby“. 1976 hatte er vom Hamburger Verlag Gruner + Jahr (G+J) den Auftrag bekommen, eine neue Zeitschrift zu gründen. Rätselhaft sollte sie sein, Artikel über Geschwindigkeit und Konflikte dominieren, überlegte sich Moosleitner, Väter und Söhne wollte er gleichermaßen begeistern. Bloß ein Titel fiel ihm einfach nicht ein. Ein G+J-Vorstandsmitglied hatte letztendlich die Idee: die neue Zeitschrift sollte den Namen des Machers tragen. Aber weil er Moosleitners Vornamen nicht wusste, taufte er ihn kurzerhand auf Peter, „Peter Moosleitners interessantes Magazin“ war geboren und Moosleitner begeistert: „,G.M.’ hätte auch nicht gut auf den Lippen gelegen“, sagt er. 1994 zog er sich als Chefredakteur zurück, derweil ist auch sein Name auf dem Titel zusammengeschrumpft, der Zusatz „interessant“ sogar ganz gestrichen. Dass „P.M.“ ein „interessantes Magazin“ ist, soll sich von selbst verstehen.

Erst 2007 verpasste sich das Blatt einen neuen Anstrich. Neue Rubriken wurden integriert, Infografiken übersichtlicher, noch mehr Farbe und Bilder kamen ins Heft – nicht nur als Reaktion auf die veränderten Ansprüche vor allem jüngerer Leser, denen ei ne faszinierende Welt jenseits des Internets geboten werden soll. Sondern auch auf die sinkende Auflage, teilweise bedingt durch die zunehmende Konkurrenz der neuen Wissensmagazine. Mehr als 424 000 Exemplare hat „P.M.“ vor sieben Jahren noch verkauft, heute sind es nur noch knapp 340 000 Ausgaben (IVW, 2. Quartal 2008).

Trotzdem sieht Vasek, seit Januar 2007 Chefredakteur, die Zukunft von „P.M.“ positiv: „Die Menschen werden heute von Informationen überflutet. Wissensmagazine wie wir helfen, die Komplexität zu reduzieren.“. Dass Mysteriethemen so gut laufen, erklärt Vasek mit einer „Sehnsucht nach einem übergeordneten Sinn in unserer rationalen und hochtechnischen Welt“. Auch wenn Themen wie aktuell „Wie viel Kleopatra steckt in uns?“ teilweise skurril anmuten, „verkaufen wir Spekulatives nie als wissenschaftliche Theorie. Gerade in diesem mystischen Bereich tragen wir eine besondere Verantwortung und wollen so weit wie möglich aufklären“, sagt Vasek. Wenn sich dann noch immer jemand vor Schwarzen Löchern fürchtet, muss eben der Chef persönlich beruhigen. Sonja Pohlmann

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