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Neben dem englischsprachigen Konto „@pontifex“ gibt es sieben weitere in anderen Sprachen, darunter „@pontifex_de“ auf Deutsch.

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Update

Papst Benedikt bei Twitter: Päpstlicher Segen in 140 Zeichen

Die katholische Kirche ist schon sehr präsent in der Welt der neuen Medien. Jetzt ist der Papst bei Twitter angemeldet. Das gab der Vatikan nun bekannt. Papst Benedikt XVI.ist damit der erste Papst überhaupt auf Twitter.

Nun beginnt auch der Papst mit der Twitterei, und der Vatikan kündig diese epochale Neuerung mit einem Wortschwall an, der ganz im Widerspruch zu den 140 Zeichen steht, die Benedikt XVI. künftig für jedes seiner „Gezwitscher“ zur Verfügung hat. Römische Kirchenleute schwärmen von den „neuen Möglichkeiten der Evangelisierung“, von den „großen Wahrheiten, die sich in kleinen Worten ausdrücken lassen“, vor allem aber – das läuft theologisch wohl auf ein elektronisches Brotbrechen hinaus – von den Möglichkeiten, religiöse Wahrheiten und Erfahrungen weltweit zu „teilen“. Zwitschern und weiterzwitschern; die Pfarreien sterben, es lebe die „community“.

Neben dem englischsprachigen Konto „@pontifex“ gibt es sieben weitere in anderen Sprachen, darunter „@pontifex_de“ auf Deutsch. Die Echtheit der Accounts wurde am Montag von Twitter und dem Vatikan bestätigt. Bis zur ersten Twitter-Botschaft des Papstes werden allerdings noch einige Tage vergehen. Benedikt werde seinen ersten Tweet am 12. Dezember verschicken und dann auch auf Twitter-Fragen antworten, kündigte der Betreiber des Dienstes an. Bis dahin könne man die Fragen mit dem Schlagwort „#AskPontifex“ versehen über den Kurzmitteilungsdienst einsenden.

Der Jesuitenpater Antonio Spadaro sieht Benedikts Twitterei schon „in einer Linie mit der ersten großen Radiobotschaft eines Papstes“. Pius XI. sprach diese im Februar 1931. Das aber war eine Pionierleistung in einer Zeit, in der eine Botschaft noch eine Botschaft war und nicht Fragment jenes millionenfach vermehrten Geschwätzes, das die Welt seither überzieht.

Aber Pater Spadaro muss es wissen. Der Chef der einflussreichen, im Vatikan vor jeder Veröffentlichung gegengelesenen Zeitschrift „La Civiltà Cattolica“ nennt sich gerne einen „Cybertheologen“ und führt einen entsprechenden Blog. Vielleicht wird ja Christus, klassisch als „Herr des Alls“ angesprochen, bei ihm ja künftig zum „Webmaster im Cyberspace“.

Aber was wird Benedikt – beziehungsweise sein Ghostwriter – der Welt zwitschern? Auszüge aus den päpstlichen Reden könnten es sein, meint Padre Spadaro, die „in gewissermaßen poetischer Textarbeit und -verdichtung“ auf Format gebracht würden.

Bestimmt, sagen andere, auch der Segen „urbi et orbi“, den die neue Welt ohnehin längst „urbi @ orbi“ schreibt. Lehrsätze aus dem Katechismus natürlich, vielleicht aber auch, so unkt mancher, die Essentials katholischer Moral. „Macht’s ohne!“ würde der Papst demnach in aller Kürze zwitschern, während sämtliche Gesundheitsorganisationen „Macht’s mit!“ rufen. Übrigens hat Benedikt neulich eine „Akademie für die lateinische Sprache“ gegründet. Experten bringen die neue Latinität in Zusammenhang mit der Twitter-Zukunft. Auf Lateinisch, sagen sie, lasse sich alles viel knapper ausdrücken als in jeder modernen Sprache. Die „Neue Zürcher Zeitung“ lehrt uns, dass „twittern“ von Lateinern heute mit „breviloqui“ übersetzt werde. „Breviloqui“ aber heißt nur „kurzsprechen“; der leichte, vogelflügelige Aspekt des „Zwitscherns“ fehlt. Cicero hätte die Vögel seinerzeit „fritinnire“ lassen. Und so wird Benedikt XVI. im nächsten vatikanischen Jahrbuch wohl nicht als „kurzsprechend“ bezeichnet werden, sondern als „feliciter regnans et fritinniens“. Als „glücklich regierend und zwitschernd“.

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