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Der Schauspieler, den die Frauen liebten: Klaus Wildbolz zuhause in Wien im Dezember 1996.

© dpa

Paraderolle im "Schlosshotel Orth": Der Hotelchef, den die Frauen liebten

Fesch und charmant und vielseitig: Der Schauspieler Klaus Wildbolz ist gestorben. Ein Nachruf

Der Österreicher, mehr noch die Österreicherin nennt so einen Mann "fesch". Klaus Wildbolz war so gar sehr fesch, schlank, groß, markantes Kinn. So ein sehr fescher Mann kann, wenn er will, sehr elegante Mörder spielen, der für seine ruchlose Taten auf sehr viel Verständnis rechnen kann. Der gebürtige Wiener aber wollte sich als Schauspieler auf der charmanten Seite des Lebens bewegen. Seine einprägsamste Rolle, jedenfalls im Fernsehen, war dann auch der Wenzel Hofer, seines Zeichens Chef des ZDF-"Schlosshotels Orth". 1996 übernahm Wildbolz die vielleicht typische Wildbolz-TV-Rolle, 2000 stieg er aus. Er wollte beruflich neue Wege gehen, was mehr oder weniger gut gelang, von 2004 an war er wieder regelmäßiger Gast in Fernsehserien und Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen im Zweiten. In diese Produktionen aus Herz und Schmerz und Sonne satt konnte er mit seinem Austria-Charme trefflich resüssieren.

In Wien geboren, in der Schweiz aufgewachsen

Zur Welt kam Wildbolz, dessen Familie Schweizer Wurzeln hat, am 25. August 1937 in Wien. Er wuchs mit seinem Zwillingsbruder Jost in Österreich und der Schweiz auf. Der kaufmännischen Familientradition folgend erwarb er nach dem Abitur zunächst ein Handelsdiplom, leistete den Militärdienst bei der Schweizer Armee und absolvierte danach ein Schauspielstudium am renommierten Reinhardt-Seminar in Wien. Es folgte der Schritt zum Theater. Erste Auftritte hatte Wildbolz am Stadttheater Luzern, in Stuttgart, Düsseldorf, Berlin und am Theater in der Josefstadt Wien, dessen Ensemble er bis 1970 angehörte. Wildbolz war vielseitig, vielseitig interessiert und er wurde vielerorts engagiert. Er spielte Boulevardtheater an der Kleinen Komödie in München, er spielte die Rolle des Guten Gesell im "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen.

Die Fernseharbeit aber geriet mehr und mehr ins Zentrum. Als Moderator der ARD-Show „Schnick-Schnack“ wurde er bekannt, was folgte, war der Aufstieg ins hochpreisige Serienfach: "Schwarzwaldklinik“, „Derrick“ und „Traumschiff“ mit. Auch in „Der Bergdoktor“ und „Hotel Paradies“ trat er auf. 1975 war er an der Seite von Ava Gardner und Timothy Dalton im Spionagethriller „Vollmacht zum Mord“ auf der großen Kinoleinwand zu sehen.
1996 wurde Wildbolz für eine Folge im Wiener „Tatort“ engagiert. Und dann kam Wenzel Hofer, der Direktor vom „Schlosshotel Orth“. Zuletzt stand er für den Film „Schweizer Helden“, der 2014 erschien, vor der Kamera. Der Streifen wurde am Filmfestival von Locarno mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.

Trost beim Fan nach dem Krebstod seiner Frau

So einer kann sich der Aufmerksamkeit des Boulevard nur schwer entziehen. Emsig breitete der aus, wie sich Wildbolz nach dem Krebstod seiner Frau 2008 Trost bei einem deutlich jüngeren Fan fand. Nadine von Vöhren schrieb ihm nach dem Verlust seiner Frau einen Brief, die beiden nahmen Kontakt auf. Aus der Begegnung wurde Liebe. Eine Verlobung mit der 41 Jahre jüngeren Hamburgerin legte er später aber wieder auf Eis. Grund seien negative Reaktionen auf die Beziehung aus dem Umfeld gewesen.

Privat engagierte sich Wildbolz für Einrichtungen, die sich um Kinder in Not sorgen. Sein größtes Hobbys waren Oldtimer: Der Leidenschaft ging er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder nach. Mit ihm fuhr er zahlreiche Rennen. Seine Fernsehpräsenz hatte ein mehr als solides Einkommen gesichert und es ihm ermöglicht, zwischen zwei Wohnsitzen - ein Landsitz am Tellergut in der Schweiz und einer Wohnung im noblen Wiener Stadtteil Hietzing zu pendeln.

Mit 79 Jahren ist Klaus Wildbolz nach kurzer schwerer Krankheit in Wien gestorben.

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