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Medien: Perlentaucher verliert seinen größten Auftrag

Noch vor kurzem war die Stimmung in der Redaktion des Perlentauchers euphorisch, die Internetseite hatte vor dem Frankfurter Oberlandesgericht gegen die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) und die „Süddeutsche Zeitung“ gewonnen und darf seither weiterhin ihre täglichen Rezensionsnotizen aus den Feuilletons der Zeitungen an Dritte wie Buecher.de verkaufen.

Noch vor kurzem war die Stimmung in der Redaktion des Perlentauchers euphorisch, die Internetseite hatte vor dem Frankfurter Oberlandesgericht gegen die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) und die „Süddeutsche Zeitung“ gewonnen und darf seither weiterhin ihre täglichen Rezensionsnotizen aus den Feuilletons der Zeitungen an Dritte wie Buecher.de verkaufen. Doch jetzt ist die Stimmung in den Redaktionsräumen an der Berliner Chausseestraße eingetrübt – der Perlentaucher hat seinen größten Auftrag verloren: Ab Mai wird er nicht mehr zusammen mit dem französischen „Courrier International“ die tägliche Presseschau für Eurotopics erstellen. Mehr als 560 000 Euro hat das Auftragsvolumen betragen. Künftig soll das Journalistennetzwerk n-ost für Eurotopics arbeiten.

Täglich erscheint ein kostenloser Eurotopics-Newsletter, der einen Überblick über die politischen Diskussionen in europäischen Zeitungen bietet, auf Deutsch, Französisch und Englisch, weitere Hintergrundtexte erscheinen in einem Magazin. Die Bundeszentrale für Politische Bildung (BPB), die Eurotopics betreibt, hatte den Auftrag neu ausgeschrieben. Der Perlentaucher findet die Art und Weise des Verfahrens denkwürdig.

Im Juni 2007 hatte der Journalist Olaf Sundermeyer den Perlentaucher und Eurotopics scharf attackiert – in der „FAZ“, die gegen den Perlentaucher klagte. Nun ist Sundermeyer auch Mitglied des n-ost-Netzwerks. Im Beirat sitzt zudem Werner D’Inka, einer der „FAZ“-Herausgeber. Doch weder Sundermeyers Text noch D’Inkas Funktion habe Einfluss auf die Neuvergabe des Auftrags gehabt, versichert Raul Gersson von der BPB. Qualität und Preis seien die entscheidenden Kriterien gewesen. n-ost bestätigt dies und betont, dass D’Inka von der Bewerbung um den Eurotopics-Auftrag erst später erfahren habe.

Perlentaucher-Chef Thierry Chervel überlegt, Widerspruch gegen die Vergabe einzulegen. Er muss jetzt die finanzielle Lücke stopfen. Ein Weg: „Mehr Werbung akquirieren.“ sop

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