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Personalien: Kabale und Liebe

Die ARD bangt um ihren Auslandskorrespondenten Ulrich Tilgner, während das ZDF mit neuer Besetzung aus den Krisengebieten berichtet.

Korrespondent Ulrich Tilgner soll dem ZDF auf keinen Fall verloren gehen. „Wir sind“, sagte Chefredakteur Nikolaus Brender dem Tagesspiegel, „in Gesprächen, um den Honorarvertrag mit Ulrich Tilgner auf eine neue Basis zu stellen.“ Der Vertrag läuft Ende März aus.

Es gehe um die künftige Verteilung der Arbeitsschwerpunkte für Tilgners bisheriges Berichtsgebiet Afghanistan, Irak und Iran. Das Büro des Senders in Teheran, dessen Leiter Tilgner seit 2002 ist, soll laut Brender nicht aufgegeben werden. Der 60-jährige Nahostexperte Tilgner, bekannt geworden nicht zuletzt durch seine Berichterstattung aus Bagdad während des Irakkrieges 2003, will künftig auch wieder mehr Dokumentationen realisieren.

Ulrich Tilgner hatte sich in der Schweizer Unternehmenszeitschrift „Migros-Magazin“ kritisch über seinen Arbeitgeber geäußert. Er fühle sich in Deutschland in seiner Arbeit zunehmend eingeschränkt, „gerade auch was die Berichterstattung aus Afghanistan angeht, jetzt, wo dort deutsche Soldaten sterben“, zitierte ihn das Magazin. Es gebe Bündnisrücksichten. Was Tilgner meint: Der Blick nach Afghanistan sei offensichtlich zu stark von der Nato- und von der deutschen Innenpolitik geprägt.

Gleichzeitig werde, so sieht es jedenfalls Tilgner, Politik immer mehr in Nischen verdrängt. Deswegen will er vom 1. April an hauptsächlich für das Schweizer Fernsehen SF arbeiten. „In der Schweiz sind Sendungen wie ,Tagesschau‘ oder ,10 vor 10‘ Institutionen“, sagte Tilgner dem Blatt. Dort habe er noch keine Eingriffe in seine Arbeit erlebt. Worauf der Journalist anspielt, ist ein Problem, das keineswegs allein das Verhältnis des ZDF zu seinen Auslandskorrespondenten bestimmt. Zentralredaktionen haben sehr oft eine andere Erwartungshaltung an die Arbeit und an den konkreten Beitrag als die Korrespondenten selbst. Da kommt es zu Reibungen, zu Ärger.

Keine Rolle soll spielen, dass der künftige Reporterstar des ZDF Antonia Rados heißen könnte, die gerade bei RTL abgeworben wurde. jbh

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