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Medien: Plastikheidi und heulende Jungs

Warum die Modelshow noch zum Erfolg wurde

Heidi Klums Show funktionierte wie ein ordentlicher Hamburger. Niemand erzählt, wie gern er den konsumiert, aber viele tun es mit Genuss. Durchschnittlich an die 15 Prozent Marktanteil bekam „Germany’s Next Topmodel“ bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern. Das ist gut, liegt drei Prozent über dem Pro7-Schnitt.

Mittwochabend also die Finalshow.Von drei Mädchen gewinnt die mit mehr Grazie als Sexappeal. Zum Schluss liegen sich die Finalistinnen in den Armen, die Zweite ruft der Gewinnerin zu: „Lena Gerke ist Germany’s Next Top Model, lass uns hüpfen!“ (so viel zum Zickentum). Die besten Momente der Show waren die, als die Jury heulte, sich freute oder Tipps gab. Fakten waren eigentlich völlig egal. Als in Paris eines der drei verbliebenen Mädchen ein Auto geschenkt bekam, sagte niemand, was es auf der Modenschau denn besser gemacht habe. Das war aber unwichtig. Hauptsache, Choreograf Bruce Darnell weinte mal wieder (O-Ton Klum: „Jetzt kriegt der Bruce dahinten wieder einen Heulkrampf.“) oder bat die Kandidatin theatralisch: „Ent-täusch- mich-nicht!“ Aber der meint das ernst, bindet sich etwa ein Bettlaken um die Hüften und zeigt der stolpernden Beinah-Modellfrau die richtigen Schritte. Er sagte: „Ich weine gern“ im Spiegel-Interview. Flirtete bei „TV Total“ mit dem Publikum – und überging den zynischen Raab einfach. Dieser Spinner ist authentisch. Das macht ihn liebenswert. Im Gegensatz zur Klum. Unzählige Rollen gab sie, und jede blieb perfekte Fassade. Ob in Jeans, Männerunterhemd und mit Korkenzieherlocken (Styling „ganz natürlich“) oder adrett mit Knoten, gestrengem Blick und Blazer: nie eine spontane Reaktion. Selbst wenn sie beim Trampolin-Fotoshooting „Ich will auch!“ quäkte, wirkte das einstudiert. Einmal Heidi Klum mit Augenringen oder einen Fehler zugebend – das hätte ihr gut getan. So kam selbst der heulende Po-Wackler Bruce menschlicher rüber.

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