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Rückblick: Stephan Lamby (re). im Gespräch mit Joschka Fischer. Foto: WDR

© WDR/ECO Media TV

Polit-TV: Zehn Jahre danach

Uneingeschränkte Solidarität und Smoking Guns: Eine ARD-Doku zu 9/11 und dem Irakkrieg offenbart einige bislang unbekannte Details.

Auswärtiges Amt, 11. September 2001, 14 Uhr 55: Ein langer Gang, Außenminister Joschka Fischer geht durch verschiedene Türen zu seinem Büro. „Ich war in der ungarischen Botschaft und dann zu einem Mittagessen mit dem jemenitischen Außenminister. Als ich zurückkam, waren alle persönlichen Mitarbeiter im Vorzimmer versammelt und schauten auf den Fernsehschirm. Und da qualmte etwas.“ So beginnt die ARD-Dokumentation „Fischer, Schily: Mein 11. September – Als der Anschlag die deutsche Regierung traf“, die das Erste am 5. September ausstrahlt. Stephan Lamby und Michael Weh haben zum zehnjährigen Jahrestag nachgespürt, wie die deutsche Politik mit diesem Angriff auf die westliche Demokratie umgegangen ist.

Der 11. September, das Ereignis kommt im TV-Kalender kommt direkt nach dem 13. August. Und Dokumetaristen wie Lamby (Robert-Geisendörfer-Preis, Herbert-Quandt-Medienpreis) setzen alles daran, dem zeitgeschichtlichen Ereignis neue Fakten hinzuzufügen. Und er ist fündig geworden, im Kleinen wie im Großen. Wenige Stunden nach dem Zusammenbruch der Türme des World Trade Centers sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder den USA die „uneingeschränkte Solidarität“ Deutschlands zu. Was nicht bekannt ist: Nicht Schröder selbst hat den Begriff geprägt, vielmehr stammt die Formulierung von einem Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in Washington. Im Gespräch mit Vertretern der amerikanischen Regierung zeigte sich, dass die Amerikaner genau das von ihrem Bündnispartner erwarteten. Die Botschaft gab die Einschätzung an Berlin weiter, Schröder sicherte den USA mit diesem historischen Zitat die größtmögliche Unterstützung zu, erzählte Lamby am Freitag bei einem Pressetermin zur ARD-Dokumentation.

Mehr als eine Randnotiz der Geschichte zu 9/11 ist, was Gunter Pleuger erzählt. Pleuger war Ständiger Vertreter der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen, als der frühere US-Außenminister Colin Powell im Februar 2003 jene vermeintlichen Beweise für irakische Massenvernichtungswaffen vorlegte, die dann den alliierten Angriff rechtfertigten. Später bedauerte Powell seine Rede, die auf Informationen der CIA beruhte. Der Informant für die „Smoking Guns“ hatte sich zuerst gegenüber dem deutschen BND geäußert, der seine Informationen später mit der CIA teilte – aber bereits zu der Zeit seine Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Aussagen zum Ausdruck brachte. Bislang wurde immer davon ausgegangen, dass zwar der amerikanische Geheimdienst die Zweifel kannte, aber nicht an Powell weitergab. Was möglicherweise nicht stimmt. Pleuger erzählte Lamby von einem CIA-Informanten, der ihm sagte, dass der US-Außenminister sehr wohl informiert war. Auf Nachfragen der ARD ging Powell nicht ein.

Aber auch in der deutschen Politik ist die Bereitschaft, sich zum 11. September zu äußern, begrenzt. Gerhard Schröder zog seine zuvor schriftlich gegebene Interviewzusage zurück. Kurt Sagatz

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