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Medien: Politik, paarweise

Wenn Liebe an die Macht kommt: Dreiteiler startet mit Gorbatschows

Die westliche Welt staunte darüber, wer da 1984 in London als Gast der englischen Premierministerin Margaret Thatcher aus dem Auto kletterte: kein grimmig dreinblickender, weißhaariger Polit-Greis, sondern Michail Gorbatschow, ein lachender, charmanter, jugendlich wirkender Mann. Und erst seine Frau Raissa! Keine „dieser gedrungenen, schweigsamen Frauen in Schwarz“, wie sich Thatchers außenpolitischer Berater Charles Powell an die üblichen Begleiterinnen sowjetischer Führer erinnert, sondern eine elegante, selbstbewusste Dame. „Sie trägt genau so ein Kostüm, das ich auch hätte tragen können“, stellte Thatcher damals laut Powell verblüfft fest. Unter uns gesagt: Sollten beide jemals die gleichen Kostüme getragen haben, darf man sicher sein, dass Raissa Gorbatschowa darin besser aussah als Großbritanniens „eiserne Lady“.

Auf keines der drei Paare passt wohl der Sendetitel „Liebe an der Macht“ der ARD-Dokumentarreihe besser als auf die Gorbatschows. Die Honeckers (21. Januar) führten lange Zeit nur ein Zweckbündnis, ehe sie im Untergang der DDR wieder zueinander fanden. Die Ehekrise der Clintons (26. Januar), ausgelöst durch eine Affäre des Präsidenten, sorgte für einen einzigartigen Skandal in den USA. Aber die Gorbatschows, so scheint es, waren immer ein Herz und eine Seele. Und auch der heutige Film von Petra Nagel und Annette Zinkant feiert diese Liebe mit Bildern von ineinander geschlungenen Händen, innigen Blicken und verweinten Augen des Ex-Herrschers der Sowjetunion, der um seine verstorbene Frau trauert.

Die tiefgründige Analyse steht in dieser Reihe zweifellos weniger im Vordergrund. Aber zu fragen, wie sich das persönliche Verhältnis dieser drei Paare entwickelte, ist ja nicht nur für den TV-Boulevard von Interesse. Immerhin waren die Frauen nicht nur die Gattinnen von Staatsmännern, sondern hatten alle drei – und Senatorin Hillary Clinton hat noch – eigene politische Ambitionen und Karrieren: Margot Honecker war Bildungsministerin und Raissa Gorbatschowa war „ohne Zweifel eine politische Beraterin“, wie sich der frühere deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher erinnert.

Wieso kam überhaupt jemand wie Michail Gorbatschow, der die übliche Kader-Laufbahn in der kommunistischen Partei bis zu ihrer Spitze absolviert hatte, auf die Idee, verkrustete Strukturen zu reformieren und die Sowjetunion zu demokratisieren? „Die Idee der Perestrojka ist aus der Beziehung meiner Eltern heraus entstanden“, sagt Irina Virganskaya, und man möchte ihr schon deshalb glauben, weil ihr bezauberndes Gesicht dem ihrer Mutter Raissa so verblüffend ähnelt.

„Liebe an der Macht“: 21 Uhr 45, ARD

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