zum Hauptinhalt
Popstars

© dpa

"Popstars": "Eier auf den Tisch jetzt"

Bei der siebten Popstars-Staffel holt ProSieben Skandal-Rapper Sido ins Boot, der leider seine Maske abgenommen hat. Der Sendung hilft es nicht. Sie nimmt sich trotzdem viel zu ernst.

Das Schöne an der neuen Popstars-Staffel ist: Man muss Detlef Dee! Soost nicht mehr so viel zuhören, denn er kommt nicht mehr oft zu Wort. Das Hässliche an der neuen Popstars-Staffel ist: Man muss stattdessen Sido zuhören, denn der Skandalrapper sitzt neben Popstars-Godfather Soost in der Jury der siebten Staffel, die „Just 4 Girls“ heißt und eine Mädchenband sucht. In der Mitte der beiden sitzt eine Frau namens Loona, die irgendwann Ende der Neunziger mal ein Lied namens „Bailando“ gesungen hat, das einem nur wegen einer nervig-eingängigen Melodie, nicht etwa wegen Loonas Gesangs- oder Starqualitäten in Erinnerung geblieben ist.

Ein doppelt kluger Schachzug von ProSieben also, Sido zu engagieren. Denn zum einen hat man mit ihm immerhin ein Jurymitgleid, das mit dem Musikbusiness tatsächlich irgendetwas am Hut hat. Und zum anderen zieht jemand, der fortwährend Skandale produziert und von Analverkehr und Drogenkonsum schwärmt, auch Zuschauer an. Und die braucht die Sendung, die zwar in der letzten Staffel 2007 eine solide durchschnittliche Quote von 1,68 Millionen Zuschauern pro Folge hatte, die aber dennoch ein Glaubwürdigkeitsproblem hat: Zwar brachte sie die Girl Bands „No Angels“ und „Monrose“ hervor (was die Off-Stimme der siebten Staffel nicht müde wird, zu betonen). Aber die Sendung castete deutlich mehr Total-Flops: „Bro’Sis“, „Preluders“, „Overground“, „Nu Pagadi“. Auch von der letzten Band „Room 2012“ hört man derzeit wenig.

Umso ärgerlicher, dass Sido beim Casting in Hamburg die Chrommaske abgesetzt hat, sich völlig jugendfrei verhält und mit akkurat gestutztem Bart, Oberhemd und randloser Brille eher an den eigenen Mathe-Nachhilfelehrer aus Schulzeiten erinnert, denn an einen Skandalmagneten. „Eier auf den Tisch jetzt“ ist das härteste, was man von ihm während der ersten Folge hört. Ansonsten Dinge wie „Ich will meine Liebe zur Musik weitergeben“.

Dabei hätten genau seine Sprüche die Sendung retten können. Denn „Popstars“ hat schon immer ein Sprücheklopfer gefehlt, eine Art Dieter Bohlen, der es bei „Deutschland sucht den Superstar“ geschafft hat, die Sendung davor zu bewahren, sich selbst allzu wichtig zu nehmen. „Popstars“ hingegen ist auch in dieser Staffel wieder vollständig ironiefrei. „Popstars“ will einfach nicht zugeben, dass es in erster Linie eine Unterhaltungssendung ist, keine Talentschmiede. Stattdessen muss man hier „Spiel mir das Lied vom Tod“ hören, wenn ein Sternchen erlischt, das nicht mal geleuchtet hat oder aber „Carmina Burana“, wenn es spannend wird und eine Kandidatin in Zeitlupe hereinläuft. Es gibt Tränen, zerplatzte Träume und das strenge Gesicht der Jury, die es den allein 500 Hamburger Kandidatinnen glaubhaft macht, dass sie hier alles erreichen können. „Mich überrascht es, dass es mir so leicht fällt alles hier“ sagt Sido.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false