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Es war einmal Hillary und Bill Clinton 1972 in Yale

© Clinton/Library

Porträt über das Powerpaar Clinton: Kill Bill

Hillary Clinton und andere: Ein Arte-Themenabend über die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten und die USA im Allgemeinen

Vor dem 8. November zittert die aufgeklärte Welt. Wird der populistische Schreihals Donald Trump womöglich Präsident in den USA? Daumen drücken also für Hillary Rodham Clinton, die weiß, wie sie die Wahl gewinnen wird: „Ich muss meinen Panzer ablegen und mich in meiner wahren Gestalt zeigen, als Frau – auch wenn ich kalt, berechnend, zynisch und manchmal kriegerisch bin.“ Gesagt hat sie das natürlich nicht. Es ist die Art von Geständnis, die das französische Satiriker-Paar Marc Tellenne und AnneLaure Chaptel alias Karl Zero und Daisy d’Errata ihren Opfern in den Mund legt: frei erfunden, böse, aber nicht ohne Bezug zur Realität.

Mit „Hillary hautnah“ eröffnet Arte am Dienstag seinen Themenabend „Quo vadis Amerika?“. Ein bittersüß schmeckendes Gegengift zur Versuchung, sich die Kandidatin der Demokraten rosarot zu malen, weil Trump so hässlich wirkt. Zum ersten Mal nach fünf Männern (Jacques Chirac, George W. Bush, Fidel Castro, Wladimir Putin und Kim Jong-un) zerlegen Zero und d’Errata nun eine Politikerin in ihre Einzelteile, was im Zuge satirischer Gleichberechtigung höchste Zeit wurde. Nach ihrem letzten Film hatten beide in einem Interview erklärt, sie würden sich gerne mal Angela Merkel vorknöpfen. Aus deutscher Sicht kann man nur sagen: Schade!

Grobe Kommentare

Auch diesmal ist die unterhaltsame Montage des reichhaltigen Archivmaterials wieder fein abgestimmt auf die fiktiven, eher groben Kommentare in der Ich-Perspektive. „Mein armer Bill“ habe alles Mögliche geschworen, sagt Hillary ironisch, während die Bilder von Bill Clintons Amtseinführung als Präsident über den Bildschirm laufen – und anschließend dessen legendäre Fernseh-Lüge zu seiner Affäre mit Monica Lewinsky.

Kein Grund, Hillary Clinton zu schonen, finden Zero und d’Errata, die all die Bill’schen Affären auskosten, an ihre politischen Niederlagen erinnern und auch die verschiedenen Strategien der Selbstinszenierung vor Augen führen. Ein amerikanisches Sittenbild, Politik als PR-Schlacht. Vom selbstironischen Dialog mit Gatte Bill auf der heimischen Couch nach dem Scheitern ihrer Gesundheitsreform bis hin zu den pathetischen Wahlkampf-Spots der Gegenwart.

Ob mit Trump oder Clinton, darüber entscheidet eine wachsende Zahl an Einwanderern aus Mexiko und anderen Ländern im Süden. 55 Millionen Latinos leben in den USA, wer Präsident werden will, muss sich um sie bemühen. Wie Obama, der sich die Wiederwahl 2012 nicht zuletzt mit den Stimmen von 71 Prozent der Latinos sicherte. Roxanne Frias erzählt in der Dokumentation „USA – Die neue Macht der Latinos“ von der Geschichte der Einwanderung, dem Alltag der als Bürger zweiter Klasse geltenden Latinos und ihrem wachsenden politischen Gewicht. Thomas Gehringer

„Hillary hautnah“, Arte, Dienstag, um 20 Uhr 15; „USA – Die neue Macht der Latinos“, 21 Uhr 15

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