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Swetlana Allilujewa, die Tochter von Dikator Stalins.

© Arte

Porträt über Swetlana Allilujewa: "Ich bin mehr als Stalins Tochter"

Arte widmet der einzigen Tochter des sowjetischen Diktators Stalins ein Porträt. Der Film hat durchaus seine überraschenden Momente.

Mitte der 60er Jahre wurde eine Frau zur öffentlichen Person, die seit ihrer Geburt 40 Jahre lang im allernächsten Umfeld des Kreml gelebt hatte. Im März 1967 bat sie in der Botschaft der USA in Neu-Delhi um politisches Asyl. Wenig später in New York eingetroffen, verhandelte sie über die Veröffentlichung ihres Lebensberichts, dessen Vorabdrucksrecht sich der „Spiegel“ für 120 000 Dollar sicherte. Der Name der Überläuferin: Swetlana Allilujewa, ehemals Stalina. Der einzigen Tochter des Diktators widmet Arte jetzt ein Porträt (Buch und Regie: Jobst Knigge).

Wie wurde aus der Kremlprinzessin eine Überläuferin?

Fernseh-Dokus haben gewöhnlich eine Leitfrage. Im Falle von „Stalins Tochter“ lautet sie: „Swetlana, die Kremlprinzessin – wie wurde aus dem Lieblingskind des roten Zaren die berühmteste Überläuferin des Kalten Krieges?“ Dass die Diktion dieser Frage weniger dem Genre historischer Aufarbeitung als vielmehr dem von Gazette und Boulevard zugehört, ist kein Einzelfall. Dass sie nur schwerlich beantwortet wird, ebenfalls nicht. Den mentalen Wandel nachzuzeichnen, den eine ehemalige Anhängerin des Kommunismus und spätere Propagandistin für den westlichen Kapitalismus durchlebt, dazu bedürfte es einer Innenschau, die im Rahmen von 50 Minuten Sendezeit kaum zu erwarten ist.

Fernseh-Dokus brauchen emblematische Bilder. Diese müssen nicht authentisch sein. Wenn von Moskauer Politik zu Zeiten Stalins die Rede ist, sehen wir den Kreml inklusive zweier roter Fahnen – die zu sehr ins Purpur gegangen sind. Dass die Aufnahme von heute stammt, soll wohl Kontinuität suggerieren. Fernseh-Dokus brauchen nicht Sex and Crime, dafür Sentiment und Gewalt. Dass den Opfern ein weiteres Mal Gewalt angetan wird, scheint den Machern zu entgehen.

Auch gewöhnliche Fernseh-Dokus können mal überraschen. Etwa dort, wo Swetlana Allilujewa im Zimmer eines Altersheims in tobende Wut gerät. Sie wolle nicht immer nur als Tochter Stalins dargestellt werden. Hendrik Feindt

„Stalins Tochter“, Arte,

Dienstag, 22 Uhr

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