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Porträt von Studioboss Hal Roach: Pionier des Lachens

Buster Keaton, Harold Lloyd, Stan Laurel, Oliver Hardy, sie alle hat der legendäre Studioboss Hal Roach groß gemacht. Ein TV-Porträt des Produzenten von Hollywoods Spaßfabrik.

Es begann alles 1914: Vor genau 100 Jahren gründete der US-Produzent und Studioboss Hal Roach die legendären Hal Roach Studios. Für Roach war das Lachen der Menschen essenziell: „Lachen ist eine sehr wichtige Sache, man sollte die Menschen auf der Welt so oft wie möglich dazu bringen, denn man kann kaum etwas Böses tun, während man lacht“, sagt der rundliche, lebensfrohe Roach in Archivaufnahmen von 1980, in denen er auf seinem großzügigen Grundstück in Bel Air in Beverly Hills mit seinem Hund spielt. „Laugh factory“ wurden die Roach Studios auch genannt – „Hollywoods Spaßfabrik“ hat Filmautor Andreas Baum seinen 90-minütigen Dokumentarfilm über Roach und sein Reich betitelt.

Rund 2000 Filme hat der im Städtchen Elmira im Bundesstaat New York 1892 geborene Roach von 1914 bis 1963 produziert, bis zu jenem Zeitpunkt, als die Studios geschlossen wurden. Das Lachen machte Hal Roach reich. Roach war es, der die Filme von Buster Keaton, von Harold Lloyd und von Stan Laurel und Oliver Hardy verantwortete. Auch die Serie „Our Gang“, hierzulande geläufig als „Die kleinen Strolche“, geht auf sein Konto. 1912 landet Roach als junger Lkw-Fahrer in Los Angeles. Zuvor hat er als Eisenbahnhandwerker, Goldsucher, Cowboy und Eiscremelieferant gearbeitet. Hal Roach ist 20, als er im späteren Mekka des Films beginnt. Er heuert als Filmstatist an. In den Universal Studios lernt Roach Harold Lloyd kennen, „zwei Typen, die besessen waren, Filme zu machen. Harold wollte Schauspiel-Star werden und Roach Produzent“, wie Enkelin Suzanne zu erzählen weiß. Die beiden werden Freunde. Mit dem Kapital eines Investors vermag es Roach, seine erste eigene Firma zu gründen. 1920 gründet er in Culver City die Hal Roach Studios. Es ist der Beginn einer einmaligen Hollywood-Karriere als Regisseur und Produzent – fünf Jahrzehnte lang.

Auf die Interviews mit deutschen Comedians hätte man verzichten sollen

Doku-Autor Baum kompiliert verschiedenste Sequenzen aus Roachs Filmschatz, er führt Interviews mit Zeitzeugen, darunter Roachs Töchter Jeanne und Maria, spricht mit Schauspieler Bart Williams und mit Stan Laurels Tochter Lois. Hinzu kommen historische Interviewaufnahmen mit Roach selbst oder Harold Lloyd. Vollkommen deplatziert wirken in diesem Kontext deutsche Comedians wie Olaf Schubert oder das Mundstuhl-Duo, die in überflüssigen Interviews ihre Meinung zum Besten geben.

Den gesamtem Film hindurch sind kleine kolorierte Sequenzen mit Laurel und Hardy einmontiert. Bei ihren Filmen war Stan Laurel der Kreative, der neben Roach die Gags schreibt, am Set Anweisungen gibt und beim Schnitt anwesend ist. Oliver Hardy sieht sich ausschließlich als Schauspieler, der sich in allen anderen künstlerischen Belangen auf seinen Kollegen und engen Freund Stan verlässt. „Die Basis meiner Komödien sind Kinder. Laurel und Hardy imitieren Kinder. Sie machen, was Kinder machen. Aber sie machen es als Erwachsene“, beschreibt Hal Roach im Interview von 1980 das Erfolgsduo Stan und Ollie.

1992 war Hal Roach Gast auf der Berlinale. Da war er 100 Jahre alt, als er sich in den Flieger setzte und über den Atlantik reiste. Wenige Monate später starb der „King of Comedy“, dem das Lachen, bei dem man kaum etwas Böses tun kann, immer so lebenswichtig war. Hal Roach war der Pionier des Lachens. Thilo Wydra

„Hollywoods Spaßfabrik“, Arte, Donnerstag, 16 Uhr und Sonntag, 15. Juni, 22 Uhr 30

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