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Medien: Profis raus!

Eine Superstar-Schelte von Frederik Hanssen

Claus Peymann fühlt sich ja immer gleich angesprochen, wenn irgendwo von „Superstar“ die Rede ist. Ehrensache, dass er dem TV-Sender RTL gerne sein Berliner Ensemble im Dezember für den „Recall“ der aktuellen „DSDS“-Staffel zur Verfügung stellte. Im edlen Ambiente kämpften die 120 Besten aus fast 30 000 Bewerbern um den Einzug ins Finale des Nachwuchswettbewerbs – dabei fielen zwei junge Frauen auf, die ihre Konkurrentinnen um Klassen überragten. Auch am Sonnabend, bei der live aus Köln übertragenen „Top 20“-Show waren die Performances von Priscilla Harris und Francisca Urio wieder absolut herausragend. Kein Wunder, denn die beiden Mittzwanzigerinnen stehen seit Jahren auf der Bühne. Und zwar gemeinsam, als Duo „Shilvashado“, wie ein Leser-Reporter der „Bild“ aufdeckte. Eine Sprecherin von Mousse T. bestätigt einen Auftritt mit dem Grammy-Gewinner, es gibt eine CD von „Shilvashado“, Francisca arbeitet zudem als Moderatorin beim Berliner Jazz-Radio.

„Wird man als Zuschauer bei ,Deutschland sucht den Superstar‘ eigentlich nur für dumm verkauft?“, geiferte das Boulevardblatt ganz zu Recht. Der Charme des Sendeformats besteht gerade darin, dass hier Laien gegeneinander antreten. Die Zusammenschnitte der Casting-Vorrunden sind Quotenbringer, weil die allermeisten Bewerber in peinlicher Selbstüberschätzung ins offene Messer der Jury rennen – die sich zum Gaudium des Zuschauervolks gnadenlos über talentfreie Gesangsdarbietungen lustig macht.

„DSDS“ funktioniert wie ein klassischer Entwicklungsroman. Sind die Finalisten ausgesiebt, will der Zuschauer miterleben, wie sich die ehrgeizigen Teenies schinden, wie sie sich von Sendung zu Sendung durchschlagen, sich in den „Motto-Shows“ immer neue Stile erkämpfen. Und Superstar wird dann der Einäugige unter Blinden. Es geht um Blut, Schweiß und Training, nicht darum, dass fertige Sängerdarstellerinnen allwöchentlich coole Gigs abliefern.

Dieter Bohlen und seine Jury-Kollegen hatten offensichtlich auch die „Bild“ gelesen und waren am Sonnabend darum bemüht, die Sache herunterzuspielen. „Solche wie euch brauchen wir hier“, rief Heinz Henn den beiden Profifrauen zu. Quatsch! Als Live-Act beim nächsten Stadtteilfest sollen Priscilla und Francisca zeigen, was sie schon können. Bei „DSDS“ haben sie nichts verloren!

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