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Thilo Mischke trifft in El Salvador einen Polizisten, der nach Feierabend das Gesetz in einer Death Squad selbst in die Hand nimmt.

© ProSieben

ProSieben-Doku "Uncovered": Gangs, Gewalt und Drogen

Der Berliner Filmemacher Thilo Mischke hat sich für ProSieben auf eine Reise zu den Hotspots von Gewalt und Drogen aufgemacht. Vor allem zeigt er, dass Opfer und Täter nicht immer klar zu erkennen sind. Eine TV-Kritik.

Beim Privatsender ProSieben ist am Montag eine neue vierteilige Dokumentationsreihe gestartet. Sie heißt „Uncovered“ und handelt davon, wie der Berliner Filmemacher Thilo Mischke Einblicke in die echte Welt der Gangs, von Drogen und Gewalt gibt. In Tokio trifft er dabei auf Yakuza, die in ihren Business-Anzügen zwar wie Angestellte aussehen, mit denen aber ganz sicher nicht zu spaßen ist. In Rio de Janeiro klettert er mit Sprayern, den so genannten Pixadores, auf hohe Gebäude, um politisch motivierte Tags an den Häuserwänden zu hinterlassen. Und er begibt sich nach El Salvador, einem der gefährlichsten Orte der Welt, in der sich Gangs wie Barrio 18, MS-13 oder Revolucionarios bis auf Blut bekämpfen und wo Polizisten sich nach dem Dienst zu so genannten Death Squads zusammenzuschließen, um „das Schicksal“ selbst in die Hand zu nehmen und die echten und vermuteten Terroristen von der Straße weg zu erschießen – ohne Rücksicht auf mögliche Kollateralschäden bei Familien und Kindern.

Vor allem Mischkes Schilderungen aus El Salvador hinterlassen einen bleibenden Eindruck. Zusammen mit dem Fotojournalisten Juan, der ihm einige Türen öffnet, ist er bei einem Treffen der verfeindeten Gangs dabei, die einen dreitätigen Waffenstillstand geschlossen haben, um der Regierung ihre Gesprächsbereitschaft zu zeigen. Mischke redet mit den Menschen in den Armenvierteln, die bei den Bandenkämpfen häufig zwischen die Fronten geraten, die aber genauso Angst haben vor der Polizei. Auch deren Seite schaut sich Mischke an, ist bei einer nächtlichen Patrouille dabei.

Mischkes Rolle ist nicht klar umrissen

Die Rolle von Mischke ist dabei nicht immer klar umrissen. In jedem Fall ist er mehr als ein neutraler Beobachter. In Brasilien nimmt er selbst die Spraydose in die Hand, um bei nächtlichen Aktionen der Pixadores mitzumachen. Und in El Salvador hilft er beim Ausgraben eines getöteten Jugendlichen, der mit zahlreichen Stichen in den Oberkörper getötet wurde. Bevor er außerhalb von San Salvador auf einem Hügel verscharrt wurde, wurden noch seine Unterschenkel abgetrennt.

„Uncovered“ deckt weniger auf als der Titel der Sendung verspricht, die Besuche bei den Yakuza und den Sprayern in Rio de Janeiro sind interessant, könnten aber genauso aus jedem ARD-„Weltspiegel“ stammen. Beim Frontbericht aus El Salvador hingegen zahlt sich die subjektive Erzählweise des Filmemachers, der auf eine reißerische Darstellung verzichtet, aus. Die Menschen sind ihm wichtiger als eine plakative Story. Mischke ergötzt sich nicht an der Gewalt, oft genug ist nicht einmal klar erkennbar, wer Täter und wer Opfer ist. Kurt Sagatz

In der Mediathek unter: http://www.prosieben.de/tv/uncovered/video/11-thilo-mischke-in-der-welt-der-gangs-ganze-folge

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