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Die Drei von der Quizstelle: Thomas Gottschalk (links), Jörg Pilawa (Mitte) und Günther Jauch.

© dpa

Quizshow "Ich weiß alles!": Die letzte Platzpatrone der ARD-Unterhaltung

Es ist zum Verzweifeln: Gottschalk, Jauch und Pilawa machen gemeinsam eine ARD-Quizshow. Ein Kommentar

Der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm hat in einem Beitrag für den Tagesspiegel offensiv konstatiert: Ja, die ARD muss sich verändern; dabei hat er auch neue Inhalte angemahnt. Genauer wurde Wilhelm nicht, trotzdem kann er kaum jene „Innovation“ gemeint haben, die die Programmdirektion für den 3. September angekündigt hat. Dann verbünden sich Thomas Gottschalk, 68, Günther Jauch, 62, und Jörg Pilawa, 52, zum Format „Ich weiß alles!“

Es ist – festhalten! – eine Quizshow. Auf die Idee, dass eine derartige Sendung im Ersten Deutschen Fernsehen gefehlt hat, können nur die Unterhaltungsexperten der ARD kommen. Naja, vielleicht noch die vom ZDF. Aber die haben nur einen Moderator, der heißt Johannes B. Kerner, und was der an Quizshows wegmoderiert, ruiniert sein Zeitbudget derart, dass kein weiteres Frage-und-Antwort-Spiel drin ist. Weswegen die Mainzelgrößen die eigene Krimi-Inflation anheizen. „Soko Potsdam“ wird sich von all den „Sokos“ so sehr unterscheiden wie eine Quizshow von der anderen.

Wie klein, ja kleinmütig die Unterhaltungsfantasie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist, zeigen auch die weiteren angekündigten Innovationen. Im Herbst werden die „Montagsmaler“ exhumiert und „Dingsda“ wiederbelebt. Und schon lebt die Spekulation auf, dass das Zweite „Wetten, dass..?“ nicht nur zum 70. Geburtstag von Thomas Gottschalk wieder ins Programm heben könnte.

Privat ist keine Alternative

Das Angebot an Unterhaltungsshows bei den Privaten ist keineswegs besser, nur alberner – siehe „Beginner gegen Gewinner“. Trost ist das keiner. Und es stimmt auch, dass aus den vergangenen 50 Jahren Unterhaltungsfernsehen nur ganz wenige Sendungen sich ins Gedächtnis rübergerettet haben: „Einer wird gewinnen“, „Dalli Dalli“, „Am laufenden Band“ – da hat sich jeder ein Stück vom Fernsehglück bewahrt und in der Erinnerung vergoldet.

Muss sich jedoch ein Fernsehen in die Verzweiflung, sich in die Vervielfältigung, in die Verzwergung retten, wenn es um die tatsächlich schwere Kunst der leichten Unterhaltung geht? Gottschalk und Jauch und Pilawa: Weiß man da nicht schon vorher alles, bevor „Ich weiß alles!“ überhaupt auf den Bildschirm kommt? Hoffentlich nur dem Eindruck nach schieben die ARD-Unterhaltungskanonen die allerletzte Platzpatrone in den Quotenlauf.

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