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CeBIT 2009 Aufbau

© dpa

Radionutzung: Das iPhone am Ohr

Immer mehr Menschen hören Radio online. Allein beim Berliner Sender Kiss FM wurde in den letzten vier Wochen ein Programm zum Radiohören für das Apple-Handy 60 000 Mal heruntergeladen. Doch in der Statistik tauchen diese Hörer nicht auf.

Die öffentlich-rechtlichen Radiosender gewinnen, die Privatwellen verlieren. Das ist das Ergebnis der „Media-Analyse 2009 Radio I“, die am Mittwoch in Frankfurt veröffentlicht wurde. Demnach wurden die 54 ARD-Hörfunkprogramme an jedem Werktag von 36,6 Millionen Menschen eingeschaltet, ein Plus von 2,6 Prozent im Vergleich zur Untersuchung vom August 2008. Dagegen ging die Reichweite der privaten Radiosender um 1,3 Prozent auf 29,9 Millionen Hörer zurück, zumindest statistisch, da die Media-Analyse die zum Teil signifikante Nutzung über Internet und andere alternative Verbreitungswege nicht berücksichtigt.

Zum ersten Mal nach der Änderung der Erhebungsmethode Mitte 2008 sind die Zahlen jedoch wieder vergleichbar. Seither werden in die Untersuchung auch Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren und in Deutschland lebende EU-Bürger erfasst. In der Region Berlin/Brandenburg belegt Antenne Brandenburg laut „MA 2009 Radio I“ weiterhin den Spitzenplatz, unverändert gefolgt von BB Radio, 104,6 RTL und Berliner Rundfunk. Veränderungen im Ranking ergaben sich vor allem durch zum Teil erhebliche Verluste einiger Wellen. So liegt r.s.2 (minus 18 000 Hörer) nun hinter Radio Eins. Spreeradio (minus 15 000) muss Fritz ziehen lassen, das InfoRadio des RBB (minus 9000 Hörer) liegt nun hinter Energy Berlin und StarFM (minus 11 000) hat mit Kiss FM die Plätze getauscht. Bei den Schlusslichtern verlor das JazzRadio 2000 Hörer, liegt aber noch knapp vor 100,6 Motor FM, das statistisch 4000 Hörer verlor. Bei den Radiowellen ohne Werbung erhöhte das RBB-Kulturradio die Tagesreichweite um 11 000 auf nun 114 000 Hörer. Der Deutschlandfunk legte nach eigenen Angaben besonders in Brandenburg zu, Deutschlandradio Kultur verbuchte in Berlin einen Zuwachs von 2,6 Prozent.

Allerdings bildet auch diese Media Analyse die Realität nur teilweise ab, wie Branchenexperten bemängeln. So wird nicht ermittelt, in welchem Maße die Wellen per Internet abgerufen werden. Gerade erst hat der IT-Branchenverband Bitkom festgestellt, dass immer mehr Menschen über das Web Radio und TV empfangen. Im ersten Quartal 2008 galt das für jeden fünften Deutschen über zehn Jahren, bei den 16- bis 24-Jährigen lag der Internetanteil bei 40 Prozent. Auch andere Abrufwege wie der Radio-Empfang über DVB-T werden nicht berücksichtigt. Dies kann dazu führen, dass statistisch vor allem Sender mit größerem Anteil älterer Hörer profitieren. Für Sender mit einer jüngeren Zielgruppe wie zum Beispiel Kiss FM ist eine gleichbleibende UKW-Reichweite allein schon ein Erfolg. „Bereits heute erreichen wir 20 Prozent unserer Hörer über alternative Verbreitungswege wie das Internet oder das Handy“, sagt Programmdirektor und Geschäftsführer Christian Schalt. Seit vier Wochen kann Kiss FM über eine eigene Applikation auf dem iPhone empfangen werden. Bereits 60 000 Mal wurde das Programm heruntergeladen.

Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse in Frankfurt ermittelt die Hörerzahlen für über 100 Radiosender in Deutschland. Dazu werden rund 66 000 Menschen nach ihren Lieblingswellen befragt. Anders als bei der Fernsehnutzung findet jedoch keine objektive technische Messung statt. An den Ergebnissen lässt sich einerseits die Beliebtheit der Sender ablesen, zudem orientieren sich die Preise für die Werbespots an den MA-Zahlen.

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