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Radsport: Das Rennen der ehrlichen Deutschen

Die ARD inszeniert die Deutschlandtour

In schönem Sächsisch bekennt Robert Förster, erster Etappensieger der Deutschlandtour, gleich hinter dem Zielstrich: „Wir sind ein deutsches Team. Ich bin ein deutscher Fahrer und das ist die größte deutsche Rundfahrt.“

Stimmt. Seit dem 1. Januar 1957, als das Saarland zum zehnten Bundesland wurde, ist auch eine 184 Kilometer lange Etappe von Saarbrücken nach Saarbrücken durchweg deutsch. Und das Mannschaftszeitfahren rund um Bretten im Kraichgau sowieso. Und die ARD ist es auch, hätte der als Moderator an den Saarländischen Rundfunk ausgeliehene SWR – Sportchef Michael Antwerpes wohl am liebsten hinterhergeflötet. Mit einem stolzen „Made in Germany“ begrüßt er jedenfalls das Publikum zur zweiten Etappe.

Von der Sponsorenwand wurde das ARD-Logo entfernt. Neuerdings ist man ja nur noch Berichterstatter.

Für das Rennen selbst würde ein tägliches Viertelstündchen reichen. Am Samstag jedenfalls war das Paddeln vorab spannender als das Mannschaftszeitfahren. Diese Tour hat das Flair von zweiter Liga. Aufhelfen soll da ein wenig nationale Überhöhung. Das funktioniert so: Die strenge ARD fordert und hat im Anti-Dopingkampf zwei ehrliche Kumpel, T-Mobile und Gerolsteiner. Zwischen Kritischem zu Doping, Interviews und Live-Bildern von der Strecke scheint das Inszenierungsziel zur Rettung des Radsports allzu durchsichtig auf: Das ist die Tour der ehrlichen Deutschen!

Jetzt muss nur noch der Richtige gewinnen! Als Favorit auserkoren ist Vorjahressieger Jens Voigt, deutsch, also unverdächtig und auch noch sympathisch. Ins ARD-Mikro sagt er, die Tour de France sei für ihn nur ein Vorbereitungsrennen für die Deutschlandtour gewesen. Wie schön! Und selbst auf dem zu engen gelben Leibchen, in das sich der kräftige Spurtsieger Robert Förster zwängen muss, steht statt des Sponsors „Edeka“ nun „Bleib sauber!“. Bernd Gäbler

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