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Medien: Raub und Rausch

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Ingomar von Kieseritzky ist der letzte Schriftsteller Deutschlands, dem so etwas wie barocke Ironie zu Gebote steht. Die Romane und Hörspiele des gebürtigen Dresdeners verblüffen durch scheinbar weltfremde Kauzigkeit.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Ingomar von Kieseritzky ist der letzte Schriftsteller Deutschlands, dem so etwas wie barocke Ironie zu Gebote steht. Die Romane und Hörspiele des gebürtigen Dresdeners verblüffen durch scheinbar weltfremde Kauzigkeit. Echte Kieseritzky-Fans erkennen dahinter jederzeit eine mit philosophischer List vorgetragene Attacke auf die Gegenwart. „Wie man auf den Hund kommt“ heißt Kieseritzkys neuester Geniestreich. Das Hörspiel erzählt vom Raub als ultima Ratio einer in Bedrängnis geratenen Ökonomie. Mühelos spannt der Autor den Bogen zwischen mittelalterlichem Raubrittertum und den Finanzkunststückchen der New Economy. Was früher Schwert und Streitaxt einem arglosen Opfer antaten, wird nun per Kursschwankung am Aktienmarkt erledigt (Kulturradio, 25. April, 14 Uhr 05, UKW 92,4 MHz).

Dass Zeit Geld ist, weiß niemand besser als die Dealer vom Aktienmarkt. Aber man muss eben nicht nur schnell sein. Auch Wartenkönnen ist eine wichtige Tugend im Haifischbecken. Den kleinen Fisch unbehelligt passieren lassen, um sich kurze Zeit später mit aller Kraft auf den wirklich fetten zu stürzen. Die Autoren Manfred Koch und Angela Overath wollen mit ihrem Feature „Vom Warten“ natürlich nicht nur Börsenmakler Geduld lehren. Ausgangspunkt für ihren Diskurs ist Brechts wunderbares Gedicht „Der Radwechsel“. Da sitzt ein nicht mehr junger Mann am Straßenrand, während sein Fahrer die Reifenpanne des Wagens behebt. Ich bin nicht gern, wo ich herkomme, heißt es. Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre. Warum also sehe ich den Radwechsel mit Ungeduld? Besser kann man das Närrische an unserer Existenz wohl nicht auf den Punkt bringen (SWR 2, 25. April, 18 Uhr 30, Kabel UKW 107,85 MHz).

Wer sich ganz aus den eisernen Klauen der Zeit befreien möchte, sagen die Kundigen, sollte es mit Opium versuchen. Den bittersüßen Saft der Schlafmohnkapsel konnten sich antike Konsumenten nur als Geschenk eines Gottes vorstellen. Eine zwiespältige Gabe, wie Dieter Jandts Feature „Opium heilt alles außer sich selbst“ erzählt. Jandt hat die Kulturgeschichte der berauschenden Substanz gründlich studiert: von arabischen Opiumparadiesen bis zu venezianischen Wundertinkturen und der Verwendung als Medizin im britischen Empire. Aber es gab auch zahllose Opiumkriege, in die sich alte und neue Welt einst verstrickten (Deutschlandradio, 28. April, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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