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Medien: Raus aus den Schulden

Lisa Martinek spielt im Sat-1-Movie eine Mutter, die sich aus Not prostituiert

Marie Rensberg wird von einem Tag auf den anderen der Boden unter den Füßen weggezogen: Ihr Mann bringt sich um, hinterlässt ihr einen Haufen Schulden. Der reiche Schwiegervater verweigert jede Hilfe. Also muss sie mit den drei Kindern raus aus dem schönen Bungalow und in eine Plattenbauwohnung ziehen, doch das Geld aus dem Aushilfsjob in einem Supermarkt reicht hinten und vorne nicht. Dafür wissen die neuen Nachbarinnen, zwei Prostituierte und eine Stripperin, wie man schnell an Bares kommt.

Lisa Martinek spielt die starke, schöne Heldin. Wenn man es gut meint mit dem „Großen Sat-1- Film“, muss man anerkennen, dass die Entscheidung von Frauen, als Prostituierte zu arbeiten, hier weder heuchlerisch verdammt noch romantisiert wird. Es gibt einige hübsche Ideen, etwa, dass Maries erster Kunde ein Schwuler ist, der sich vor seinen Arbeitskollegen als Hetero präsentieren möchte. Im Übrigen findet der Sex hinter verschlossenen Hoteltüren statt, und auch allzu harte Bilder aus der Realität in sozialen Brennpunkten will man dem Publikum nicht zumuten. Doch Annette Ernst (Regie) und Rolf Silber (Buch) lang weilen ihr Publikum nicht. Das ist doch schon mal was. Sie mixen Spannung, Humor und ein wenig Romantik in diesem Familiendrama zu einem süffigen Cocktail zusammen.

Und endlich gibt es mal einen Sozialamtsmitarbeiter, der seine Hartz-IV-Kunden nicht kalt lächelnd abserviert. Dafür sind andere Klischees umso dicker aufgetragen. Da wäre vor allem der verständnisvolle Pädagoge, ledig, gut aussehend und – wie sich am Ende herausstellt – nicht fähig, Kinder zu zeugen. Die romantische Idealbesetzung. Beinahe ins Absurde gerät die Figur von Maries hass erfülltem Schwiegervater, eine Paraderolle für Jürgen Schornagel. Das am Ende enthüllte Motiv seines Verfolgungseifers erscheint vorgestrig und nicht ganz logisch. Eigentlich müsste er dann auch seine beiden geliebten Enkeltöchter verstoßen.

So konzentriert sich seine Ablehnung auf Maries Erstgeborenen aus einer früheren Beziehung: den dunkelhäutigen Steven (Diego Alvarez), den wahren Sympathieträger des Films. Der kann, um es mal böswillig auszudrücken, alles, was ein guter Schwarzer in Deutschland können muss: super Basketball spielen, Hip-Hop tanzen, weißen Rabauken eins auf die Nase geben und sich um die eigene Familie kümmern. Alles in allem ein bisschen zu viel des Guten.Thomas Gehringer

„Für meine Kinder tu’ ich alles“,

Sat 1, 20 Uhr 15

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