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Ein letztes Mal feiern, bevor es in den Krieg geht: Greta (Katharina Schüttler, v.l.), Wilhelm (Volker Bruch), Charlotte (Miriam Stein), Friedhelm (Tom Schilling), Viktor (Ludwig Trepte).

© ZDF

Reaktionen auf ZDF-Kriegsfilm: „Unsere Mütter, unsere Väter“: Quotenhit und Meinungsstreit in Polen

Der ZDF-Dreiteiler "Unsere Mütter, unsere Väter" ist jetzt auch im polnischen Fernsehen ausgestrahlt worden. Die Reaktionen darauf sind allerdings geteilt. Manche Kritiker werfen den Machern sogar "Geschichtsfälschung" vor.

Nach der Ausstrahlung des ZDF-Dreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“ bleibt die öffentliche Meinung in Polen gespalten. Während vor allem rechtskonservative Politiker in einem Teil der Szenen über das Schicksal einer Gruppe junger Deutscher im Zweiten Weltkrieg Geschichtsfälschung sehen, plädieren andere für einen gelasseneren Umgang mit der fiktiven Handlung.

Die Zuschauerreaktionen während einer Fernsehdiskussion am Mittwochabend blieben überwiegend gemäßigt. Einer nicht repräsentativen Internet-Umfrage zufolge hielten 87 Prozent die Ausstrahlung des Dreiteilers im öffentlich-rechtlichen Fernsehen für richtig. Das Interesse an dem in Polen viel diskutierten Dreiteiler stieg bei der Ausstrahlung des letzten Teils noch einmal deutlich: 3,7 Millionen Zuschauer verfolgten die Sendung. Das entspricht einem Marktanteil von fast 29 Prozent, teilte der Sender mit. Immerhin fast 1,8 Millionen Zuschauer sahen auch die spätabendliche Debatte. Den ersten Teil hatten knapp 3,1 Millionen Zuschauer verfolgt, den zweiten 3,3 Millionen.

Kritik an Unsere Väter, unsere Mütter: „Gezielt Stereotypen von antisemitischen Polen“

Während der Debatte klagte der polnische Historiker Tomasz Szarota, mit dem Dreiteiler würden „gezielt Stereotypen von antisemitischen Polen“ verbreitet. Thomas Weber, einer der Historiker, die die Drehbuchautoren berieten, wies diesen Vorwurf zurück. Es sei nicht das Ziel gewesen, Polen in einem negativen Licht zu zeigen, betonte er. In Polen hatten vor allem Szenen, die Antisemitismus bei polnischen Widerstandskämpfern zeigen, Empörung ausgelöst. Damit werde ein falsches Bild des polnischen Widerstands verbreitet, sagte Tadeusz Filipkowski, ein ehemaliger Untergrundkämpfer.

Schewach Weiss, der frühere israelische Botschafter in Polen, beklagte, dass in dem Dreiteiler die Proportionen verloren gegangen seien. „Es gab Antisemitismus in Polen, aber nicht die Polen haben die Todeslager gebaut“, sagte der in Polen geborene Diplomat und Historiker. Die Aufarbeitung des polnischen Antisemitismus sei die Angelegenheit „der Juden im sachlichen Dialog mit dem demokratischen Polen“. (dpa/Tsp)

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