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Reiter-Nachfolge: Wille oder Hilder

Die Kandidaten für MDR-Intendantenwahl stehen fest. Für die Auswahl könnte die Biografie eine wichtige Rolle spielen.

Rund einen Monat vor der geplanten Intendantenwahl beim Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) hat sich der Verwaltungsrat auf die Kandidaten zur Nachfolge von Senderchef Udo Reiter geeinigt. Aus dem Gremium werden die Namen der MDR-Justiziarin Karola Wille und von Bernd Hilder, Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“ genannt. Diese beiden sollen sich am 5. September persönlich im siebenköpfigen Verwaltungsrat vorstellen. Noch unsicher ist, ob mit Werner Dieste, Chef des MDR-Landesfunkhauses Thüringen, ein dritter Kandidat eine Einladung bekommen soll. „Die Sitzung des Verwaltungsrats verlief in einer sehr guten Atmosphäre. Die Kandidaten wurden einstimmig beschlossen“, teilte der Vorsitzende Gerd Schuchardt am Dienstag mit. In zwei Wochen dann werden sich die Verwaltungsräte auf einen einzigen Kandidaten für die Wahl am 26. September einigen. In dem zweistufigen Verfahren ist sowohl im Verwaltungs- als auch im 43-köpfigen Rundfunkrat eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig. Der 67-jährige Reiter hatte im Mai seinen vorzeitigen Abschied angekündigt.

Der Wettbewerb zwischen Wille und Hilder wird von Insidern als offen, doch mit leichten Vorteilen für die MDR-Justiziarin beschrieben. Eine nicht unerhebliche Rolle könnten biografische Fragen spielen, heißt es aus den Gremien. Karola Wille, geboren in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) und geschieden von einem DDR-Militärstaatsanwalt, promovierte 1986 an der juristischen Fakultät der Universität Jena. In der Dissertation preist sie durchaus die Errungenschaften des SED-Sozialismus. Nach der Wende absolvierte sie ein juristisches Fernstudium an der Fernuniversität Hagen. Seit November 1996 arbeitet sie als anerkannte juristische Direktorin des MDR.

Der hausinternen Nachfolgelösung steht eine externe gegenüber. Bernd Hilder, der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“, gilt als Favorit der Konservativen, namentlich der CDU-geführten Staatskanzlei in Sachsen. Nun ist es bei der Dreiländeranstalt so, dass Vorschläge und Ideen mit sächsischer Signatur von Sachsen-Anhaltinern und Thüringern weniger mit Begeisterung als mit Opposition aufgenommen werden.

Kommen Wille oder Hilder in den Gremien nicht zu einer Zwei-Drittel-Mehrheit, so soll der Wahlvorgang gestoppt und eine zweite Runde angesetzt werden. Das könnte beispielsweise den MDR-Hörfunkdirektor Johann Michael Möller wieder ins Rennen bringen. Es wird ungewohnt spannend in Leipzig, im MDR, wo bislang immer nur Udo Reiter mit überwältigenden Mehrheiten wiedergewählt wurde. Joachim Huber

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