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Günther Jauch

© RTL

RTL: Die Masse macht’s

Ein neues Info-Magazin sowie neue Regeln für „Wer wird Millionär?" und "DSDS" - damit will der Sender RTL, der sich über steigende Markanteile freuen kann, in der kommenden TV-Saison punkten.

„Die Weisheit der Vielen“ ist der Arbeitstitel einer neuen Spielshow, die Günther Jauch ab Herbst auf RTL moderieren wird. Dabei soll in einer Reihe von Tests herausgefunden werden, ob die Masse der Zuschauer klüger ist als der einzelne Experte. Tatsächlich liegt das Publikum bei „Wer wird Millionär?“ zu 90 Prozent richtig, der einzelne Telefonjoker jedoch nur zu 65 Prozent. Dass die Masse immer recht hat, könnte auch eine RTL-Devise sein. Die Marktanteile des Senders steigen weiter, der Abstand zu Pro Sieben und Sat 1 ist größer geworden und von den zehn erfolgreichsten neuen Sendungen im letzten Jahr stammen neun von RTL. Auch Formate, die sich seit Jahren in der Endlosschleife befinden, haben massenhaft Einschaltquoten: „Domino Day“ 30, „Wer wird Millionär?“ 20 und „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) 31 Prozent.

Erwartungsgemäß setzt der Sender auch für die kommende Saison auf volksnahe Unterhaltung. „DSDS“ geht in die fünfte Staffel, wobei es Veränderungen gibt: Jurymitglied Heinz Henn wird durch Andreas Bär, Manager der „Fantastischen Vier“ ersetzt, und Marco Schreyl moderiert die Show ohne Tooske Ragas. Außerdem wird es statt der Halbfinalshows, bei denen die Zuschauer bestimmten, eine Auswahlshow geben, in der die Jury allein entscheidet. Auch bei Jauchs „Millionär“ ist Feintuning angesagt: Neben den Familien- und Prominenten-Specials wird es ein Blind-Date-Special geben, mit zwei Kandidaten, die sich nur aus dem Internet kennen. Außerdem wird es ab Herbst möglich sein, ohne die 16000-Euro-Sicherheitsstufe zu spielen und dafür einen vierten Joker zu bekommen. Diese Veränderung an den in Stein gemeißelten Regeln ist für dieses Genre eine kleine Revolution. Außerdem wird Günter Jauch eine weitere Wissensshow bekommen: Ähnlich wie der ARD-„Schultest“ mit Jörg Pilawa und die Sat-1-Show „Das weiß doch jedes Kind“ werden bei „Setzen, sechs!“ Viertklässler gegen Erwachsene antreten.

Bekanntes erwartet den Zuschauer im Bereich der sogenannten Coaching-Formate, wo weiterhin schuldengeplagten Familien, frischgebackenen Eltern, frustrierten Arbeitslosen oder zerstrittenen Paaren geholfen wird. Neu im Kreis der eifrigen Helferlein ist Susan Akel, deren Ratschläge in „Susan! Familienhilfe mit Herz“ schon mal in dem genialen Tipp gipfeln: „Du brauchst mehr Selbstbewusstsein.“ Andere Sendungen über das wahre, problematische Leben der Deutschen wie „Liebe in Not!“, „Schwiegertochter gesucht“ oder „Vermisst“ sollen dabei nicht nur für Quote, sondern laut Pressetext auch für „einfühlsame Stunden“ sorgen.

Leider kommt einem bei all den übergewichtigen Hausfrauen, rauchenden Kindern und gepiercten Jugendlichen Harald Schmidts Wort vom „Unterschichtenfernsehen“ wieder in den Sinn. Die Ankündigung von RTL-Geschäftsführerin Anke Schäferkordt, wochentäglich eine neue, hintergründigere Informationssendung mit längeren Reportagen zu zeigen, ließ deshalb aufhorchen. Doch leider ist „Punkt XL“ nur ein weiterer Platz für ausgiebige Tränen- und Beglückungs-Storys. Der Vorteil dieser Sendungen ist, dass durch sie ab Herbst ein paar Gerichtsshows weniger zu sehen sein werden.

Im Bereich Comedy gibt es zwei interessante Neuzugänge: Hape Kerkeling wird als trotteliger Taxifahrer ahnungslose Fahrgäste fahren. In „Herzog“ spielt Niels Ruf einen schmierigen Scheidungsanwalt. Vielversprechend sind auch Eigenproduktionen wie der Dreiteiler „Die Patin“ mit Veronica Ferres, „Tarragona“ über die Tanklaster-Katastrophe 1978 auf einem spanischen Campingplatz und „Prager Botschaft“ mit Anneke Kim Sarnau als flüchtender DDR-Bürgerin. Für eine begleitende Doku berichtet Bundesaußenminister a. D. Hans-Dietrich Genscher in der Prager Botschaft über die Ereignisse 1989.Simone Schellhammer

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